20.7.1530
Dem ehrwürdigen Herrn D. Wenzel Link, rechtschaffenen und getreuen Diener Christi zu Nürnberg.
Gnade und Friede. Es ist mir sehr lieb, mein lieber Wenzel, daß mein Schreiben bey Euch zur Presse gelassen wurde. Ich hab es nicht ohne Besorgniß gesendet, Eure Stadt mögte, vermöge ihrer Gewissenhaftigkeit, nicht allem was von mir kömmt, diese Erlaubniß gestatten. Indeß hoff ich, daß auch jene Sätze angelanget seyn werden, die doch meiner Widersacher Galle anregen mögen. Denn ich hab es mir fest vorgenommen, wenn jene so zu rasen fortfahren, so werd auch ich meine Hörner wieder aufsetzen, und jenen Wischen in der Hitze meines Grimmes begegnen, damit sie doch Ursache haben, die sie so sehr suchen, zu schreien und zu rasen. Hier in Wittenberg werden ihre Lügen vom Fegefeuer in den Druck gegeben; und schon ist meine Feder mit andern Lügen von der Gewalt der Schlüssel beschäftiget. Betet für mich und für die ganze Kirche Gottes, und lebet wohl im Herrn. Grüsset mir Eure theure Hälfte, diese Hausrebe mit ihren süssen Trauben. Aus der einöde zu Gruboc, das Ihr großer Deuter so bald entziefern konntet.
Den 20 Jul. 1530
Euer
Martin Luther
Quelle: Gottfried Schütze