Kurfürst Johann von Sachsen an Luther

15.7.1530

An Doctor Martin Luther.

Johanns etc.

Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdiger, Hochgelahrter, lieber Andächtiger! Wir haben eur nächsten Schreiben zu gnädigem Trost und Gefallen vornommen, und wären wohl geneigt; euch den Zustand unser Sachen zu vormelden. So wissen wir euch doch gnädiger Meinung nit zu vorhalten, daß fieder des, als wir unser Artikel ubergeben, mit uns, nach einigen andern Fursten dieser Sachen anhängig, davon nichts weiter ist gehandelt worden, und seind also Bescheids bis auf diese Stund gewartend; werden aber darneben bericht, als sollten sie ihres Theils der Sachen unter einander selbst etwas irrig sein; dadurch wir also lang verzogen. Was sich aber furder in diesem Handel zutragen und uns zu Antwort fallen wird, das soll euch unvorhalten bleiben.
Und thun hiermit euch die Anzeig, so uns unser Leibarzt und lieber getreuer Caspar Lindeman Doctor eurenthalb gethan, Copeien der Trostschrift, so ihr uns einst hievor uberschickt, wieder ubersenden. Das alles wir euch gnädiger Meinung nit vorhalten wollen. Datum Augspurg am Freitag nach Margarethe, Anno Domini xxxten.

(Rückseite)
Lieber getreuer, wir begehrn, du wollest beivorwahrten Brief Doctor Martin Luther von unsern wegen zu eigen handen stellen, und daran sein, damit ihme derselbig gewiß und keinem andern gegeben werde. Daran geschieht unsere Meinung. Datum.

Coburgk an Schösser.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Achter Band.
Briefe vom Juni 1530 – April 1531
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1898