Amtleuthe von Grimingen – An den Rath zu Zürich

Die Amtleuthe von Grimingen berichten dem Rath zu Zürich/ wie sie seinem Befehl gemäß mit den Widertäuffern gehandlet und anerbieten ihre fernere Treue und Gehorsame.

FRomme, veste, fürsichtige, ehrsame, weise, günstige, gnädige unsere liebe Herren! Als wir euch zum nächsten geschrieben haben auf heut mit allen Täuffern zu handlen, dieses ist geschehen und sind sie in das Schloß zu Grüningen in die Stube zusammen beschickt worden. Derselbigen sind eben viel gewesen. Wir waren also zu Rath worden, ihnen euren gesandten Brief vorzulesen; darnach haben wir sie zum allerhöchsten und treulich gebeten, daß sie doch von ihrem Fürnehmen stühnden. Daran ist keine Mühe noch Arbeit gespahret worden. Darnach haben wir uns weiter unterredt, daß von den zwölfen und den verordneten Amtleuthen die Helffte aus der Stuben geben, und die andere Helffte darinnen bleiben sollte; die in der Stuben sollten sie für und für bitten und beten, daß sie von ihrem Fürnehmen stühnden, und die ausser der Stuben sollten die Täuffer einen nach dem andern hinaus nehmen und jeden insbesonder fragen, was Willens er wär? Also hat ein Theil Weiber und Männer geantwortet: Sie vermeynten des Tauffens halber nicht unrecht gethan zu haben, und wollten auch darauf verharren bis in den Tod. Also haben wir von Mittag bis in die Nacht mit ihnen gehandlet. Wir haben der ungehorsamen ungefehr bey neunzig aufgeschrieben, und deren, die gehorsam worden dreyzehen. Solcher Fleis ist vorgekehrt worden, und ist der Amtleuthe allerhöchste Bitt an Euch unsere liebe Herren, daß ihr an unserer Handlung ein Genügen und vor gut habet, und uns behulffen und bereathen seyet, und eueren Rathschlag schrifftlich überschicket, dann wir die Verordneten sind des Willens euch als unseren lieben Herren gehorsam zu seyn. Auf diese euere schrifftliche Antwort wollen wir an alle Kirchbörinen schreiben und es auf jezt kommenden Sonntag verlesen lassen, daß abermals von jeder Kirchböri zwey Männer ausgezogen und mit voller Gewalt versehen werden, mit den Amtleuthen für und für nach euerem Schreiben zu handlen.

Datum Dienstag vor Andreas-Tag 1525, verwahret von gemeiner Amtleuthe Bitte wegen mit unsers getreuen, lieben Vogts Georg Bergs Innsigel.
Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes
3. Theil
Johann Conrad Fürlin
Zürich, bey Conrad Orell und Comp. 1747
Gemeine Amtleuthe zu Grüningn.