Luther, Martin – An Margaretha, Herzogin von Braunschweig.

December 1519.

Der Durchlauchten und Hochgebornen Fürstin und Frauen, Frauen Margarethen, gebornen von Ritberge, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, meiner gnädigen Frauen, entbiete ich Martinus Luther, Augustiner zu Wittenberg, nach allem meinem guten in Gott Vermögen, Gottes Gnade und Friede in Christo, unserm Herrn.

Es haben bei mir, Hochgeborne Fürstin, gnädige Frau, etliche meiner guten Freunde, Väter und Herrn besonnen, etwas Geistliches und Christliches E. F. G. zuzuschreiben, damit E. F. G. gnädigen Willen und Gefallen, so sie gegen mir Unwürdigen trägt, dankbarlich zu erkennen und unterthänige meine Dienste erzeigen. Dahin mich auch vielmals mein eigen verpflicht Gewissen getrieben, doch schwer dazu gewesen, daß ich bei mir nicht so viel erfunden, damit ich solcher Begierde und Pflicht möge genug sein, sonderlich dieweil ich’s gewißlich dafür achte, daß unser aller Meister, Christus, bei E. F. G. mir gar lang und weit zuvorkommen sei; habe zuletzt mich bewegen lassen, E. F. G. Andacht zu der heiligen Schrift, die mir höchlich gepreiset ist, etliche Sermone unter E. F. G. Namen auszulassen von dem heiligen hochwürdigen und tröstlichen Sacrament der Buße, der Taufe, des heiligen Leichnams. Angesehen, daß so viele betrübte und beängstete Gewissen gefunden, und ich bei mir selbst erfahren, die der heiligen und voller Gnaden Sacrament nicht erkennen, noch zu brauchen wissen, sich leider mit ihren Werken mehr vermessen zu stillen, denn durch die heiligen Sacramente in Gottes Gnaden Friede suchen. So gar sind durch Menschenlehre die heiligen Sacramente uns bedeckt und entzogen. Bitte, E. F. G. wolle solch meinen geringen Dienst in Gnaden erkennen und meine Vermessenheit mir nicht verargen. Denn E. F. G. zu dienen bin ich allezeit unterthäniglich bereit, die Gott ihm laß hie und dort befohlen sein, Amen.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe an Frauen als Pfingstgabe für die deutsche protestantische Frauenwelt. zusammengestellt von Dr. K. Zimmermann Darmstadt Buchdruckerei von Heinrich Brill 1854