Churfürst Johann Friedrich an Luther.

29.12.1544

Vnsern grus zuuor, erwirdiger vnd hochgelarter, lieber andechtiger; wir haben Euer schreiben des von Kemberk stipendium belangende gelesen vnd wissen Euch darauf gnediger meinung nit zuuorhalten, dass wir vns kainer vrsachen einiger vngenade, die vns die von Kemberk gegeben, zuerinnern, haben auch irer mit der austeilung der gemachten stipendia nit vorgessen, sonder sie, wie andere vnsere dergleichen stette, mit einem stipendio vorsehen. Nachdem sich aber der dreier stift Aldenburk, Gotha vnd Eisenach einkomen von deßwegen, dass vilen personen ire lehen vnd prebenden auf lebenlank ader auf namhaftige zeit vorschriben, noch nicht allerding vorlediget, so haben wir zu volziung vnsrer gantzen ordenung, die sich auf 150 studenten erstrecket, dismal nicht komen mogen, sonder zum anfang vnd damit sie nit alle auf berurte vorledigung warten durften, die abteilung nach gelegenheit des vorledigten einkomens auf 70 personen iczo richten, dieselben (so viel vor dy burgerskinder geordent) auf die vornehmesten stete schlaen mussen; sopald sich aber gemelter stifte einkomen weiter vorlediget, sollen die von Kemrick das ire auch bekomen vnd letztlich alle andere vnser stete, so viele der iczo auf angezeigte vorledigung warten mussen, vnser genedigen vorordenung nach auch vorsehen werden, welchs Ir denen von Kembrik von vnsertwegen also anzeigen vnd vormelden sollet, wolten wir Euch genediger meinung nit vorhalten vnd seind Euch mit gnaden geneiget. Datum Torgau Montags nach dem heiligen Cristage anno 1544.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Kurfürst Johann Friedrich an Luther

22.11.1544

Vnsern gruß zuuor, erwirdiger vnd hochgelarter. Nachdem Ir kurz vorschienener zeit bei vns vndertheniglich angesucht vnd ansuchen lassen, dass wir vnsern in kirchensachen vorordenten zum consistorio zu Wittemberg oder sonst befehlen wolten, die ehesach zwuschen dem studenten Caspar Beyren, so hieuor mit einer jungfern Margaretha Muschwitz genant, dergleichen sachen haben an gemelten consistorio rechthengig worden vnd jungfrau Sibilla Beyrin zuuorhören vnd darjn zuerkennen, so wissen wir vns zuerinnern, dass wir Euch zu gnediger wilfarung den hochgelarten etc. Casparn Creutzinger, d. h. geschrift vnd Lorenz Zoch, der rechten doctorn neben den berurten vorordenten des consistorii ausserhalb doctor Bendeicten Pauli, dieweil er vorgenanter jungfrau vormund sein soll, darumb befohlen. Nachdem wir dan dieselb sachen gern wolten gefurdert wissen, souil den rechten vnd der billikeit gemeß, so thun wir gemelten vnsern befehlhabern hieneben schreiben vns furderlich bericht zuthun, was darinnen gehandelt, auch beide teil fur inen einbracht, auch die acra zu vberschicken, sie wollen dieselben vbersehen, auch mit vleis bewegen lassen. Ob sich aber der entlich bescheid oder vrteil vmb etzliche wenig tage wurd vorzihen, so wollet von gemelts Beyers wegen darinn kein beswerung tragen, dann dieweil wir Euch zu gnaden hirin vorberurten befehlich gethan, so seint wir der gnedigen zuorsicht, Ir werdet selbs fur bequem erachten, dass vf die ergangne acta durch vns oder vf vnsern befehlich, was recht erkant vnd gesprochen werd, daran auch vormittelst gottlicher vorleihung vfs erst, als es muglich, kein mangel sein soll, vnd haben Euch solchs aus sonderlichem gnedigen bedenken nit wollen vnangezeigt lassen, seint Euch auch mit allen gnaden geneigt. Datum Torgau, den 22. Nov. 1544.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Bucer, Martin – An Martin Luther

9.9.1544

Gnade und Friede von dem HErrn. Ehrwürdiger Vater! Uns kommt für, als sollen Ew. Ehrwürden etwas heftig und beschwerlich über die von Zürch bewegt seyn. Nun vernehmen nicht allein wir, die wir in den Kirchen des Heil. Reichs dienen, sondern auch die Brüder zu Bern und Basel, nicht gerne, daß euch von gemeldten Zürchern Ursach zu Zorn und Unwillen gegeben wird; dann wir, die wir die Notel der Einigung, von euch gestellt, angenommen haben, bleiben bey der angenommenen Wahrheit alle veste stehen, als die wir solche Artikel, nach Christllcher gnugsamer ERwegung und Vertrauen auf das göttliche Wort, bewilliget und aufgenommen haben.

Die von Bern und Basel halten ihre Confeßion und Bekenntniß, welche sie euch überschickt, dermassen lauter und rein, daß sie gar gleich mit uns stimmen, ausserhalb eines oder zweyer Widersetziger zu Bern; denn bey denen von Basel ist die Einigkeit der Kirchen rein und rechtschaffen. Dieselbigen haben neben uns nicht unterlassen, allerley Weise und Wege zu versuchen, damit wirdie Zürcher gänzlich mit uns hätten einig machen mögen. Aber der Teufel hat allwege noch etliche gefunden, durch welche er diese hoch nothwendige Einigkeit der Kirchen verhindert und zerstöret hat. Denn er hat gesehen, und siehet noch auf diese Stunde, wie ganz nütz- und dienstlich ihme diese Zwiespalt sey, zu Vermehrung und Bestätigung des rohen, wüsen, unchristlichen Lebens, auch zu Verführung und Verleitung der frommen rechtschaffenen Gewissen. Und aus denen Ursachen, dieweil wir diß Uebel nicht gänzlich haben abwenden mögen, haben wir uns doch befleißiget, dasselbige zu decken, denn sie wollen auch nicht dafür geachtet werden, als halten sie es dafür, daß im Nachtmahl des HErrn allein leere eichen, ohne wahrhaftige Gegenwärtigkeit des Leibes und Blutes Christi seyn sollen. Und wenn sie also fliehen und vermeiden wollen die gegenwärtige und wirkliche Einschliessung Christi in den Zeichen, oder sonst dergleichen andere unwürdige Verbindung Christi mit den Zeichen, welche doch niemand setzt, schreiben sie also, wie sie schreiben und zanken, da sie keine Ursach zu zanken haben. Aber die Busse und Vergebung der Sünden im HErrn Christo treiben und lehren sie mit allem Fleiß, und leben ehrbar und unsträflich; deswegen wir auch bisanher in unzweiflicher Hoffnung gestanden, sie sollten von dieser Verführung (wo nur etliche wenige ausgerottetwürden,) mögen entledigt werden. Demnach wenn wir ansehen und gedenken, wie unzählig Unglück und Schaden dieser Sacramentzank in die Kirchen eingeführet hat, haben wir nichts liebers gewünschet, wünschens auch noch auf diese Stunde, daß solch Gezänk möge aufgehoben und beygeleget werden, zuförderst dieweil durch zuvor ausgegangene Schriften und Bücher allen frommen Gewissen. denen GOtt seinen Willen und Wort zu begreifen Gnade verliehen, gnug geschehen ist, und auch den zürchern dieser ihrer Zweyhelligkeit niemand Beyfall gibt.

Solches habe ich E. Ehrw. darum anzeigen und erinnern wollen, damit ihr es nicht dafür halten möchtet, als würden andere durch diese Zwiespalt auch verführet, daß ihr auch daneben vermerkt, wie hoch uns und andern zu Gemüth gehe, was die Zürcher hierinnen thun, und warum wir es dermassen erdulden. Wir sehen, daß das wilde unchristliche Leben je länger je mehr überhand nimmt, so sehen wir auch, welchermassen die Cöllner und andere Feinde Christi, die Papisten, nur je länger je beherzter un muthiger werden, gegen denen, welche die reine rechtschaffene Lehre Christi und allen Christlichen Wandel in die Kirche pflanzen und erhalten wollen. Der HErr JEsus wolle diese Ungestümen und Sturmwinde gnädiglich stillen, und wenden, und stehen wahrlich unsere Sachen jetziger Zeit dermassen allenthalben, daß es sich ansehen läßt, als eilte man ziemlich sehr zum Untergang der Deutschen Nation. Derowegen bitten wir mit allem Fleiß, E. E. wollen uns, unser Amt und Kirche, dem HErrn CHristo in ihrem Gebet behelfen. Datum Straßburg den 9. Septembr. Anno 1544.

Churfürst Johann Friedrich an Luther, Bugenhagen und Melanchthon

1543. 30. December

Vnsern grus zuuor, erwirdigen vnd hochgelarten, lieben andechtigen vnd getreuen. Vns ist Eur radtslag das land zu Braunschweig belangend zu handen komen, welchen wir gelesen, Vnd haben daraus Eurn vleis zu gnedigem gefallen vermarkt. Do auch an den versorgungen der pfarren, schuelen vnd kirchendienern des orts, wie etwas von Euch in solchem Eurm radtslag gemeldet wirdet, mangel were, so horten wir es nit gern, dann wir wissen, was der lantgraf vnd wir stadthaltern vnd rethen zu Wolfenbutel derwegen fur beuelich gethan. Begern auch gnediglich, Ir d. Pomer wollet Euch bei dem superatendenten, so im landt verordnet, wo auch wie vnd welcher gestalt mangel befunden werden sol, erkunden vnd vns das berichten. So wollen wir nit vnderlassen, dem lantgrafen dauon auch vermeldung zuthun, vns auch mit s. l. derhalben zuuorgleichen, damit die pfarren, predigstuelen vnd schuelen bequemlich versorgt werden. Das haben wir Euch gnediger meynung nit wollen pergen vnd seint Euch mit gnaden vnd guten gneigt. Datum Weymar, Sontags nach dem heiligen Cristage Anno ejusdem 1544

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Johann Friedrich an Luther

27.10.1543

Vnsern grus zuuor, erwirdiger vnd hochgelarter, lieber andechtiger. Wir vberschicken Euch hiemit bey gegenwertigen fhurer zway faß, ains mit alden wein, das ander mit heurigen gewachsen most, ain „suptezer“, so gut vns der almechtige denselbten diß jhar bescheret hat, den wollet von vnsern wegen gutwillig annemen vnd mit froligkait genissen. Wir hetten Euch den gern besser geschickt, so ist er vns doch dißmals besser nit gewachsen noch einkomen, sonsten solte daran nit mangel gewest sein.

Nachdem auch der hochgelart, vnser radt vnd lieber getreuer, magister Franciscus Burckhardt mit Euch geredt der vorgleichungsartikel halben in vnser christenlich religion, deren Ir Euch neben Ern magistro Philippo Melancton mit den andern vnsern christenlichen religionsverwandten stende, gelerten vnd theologen im 1537. jhar vf gehaltenem tag zu Schmalkalden vorainiget, dass die nach einsten im druck baide im latein vnd deutzsch ausgehen mochten, als wolten wir gern, dass solcher druck noch vor dem kunftigen reichstag gefurdert mocht werden.. Begern demnach gnediglichen, Ir wollet daran sein, dass solche buchlein der bescheenen schmalkaldischen vorgleichung vf klein modus, baide im latein und teutsch zum forderlichsten widerumb vfgelegt vnd gedruckt werden. Das haben wir Euch gnediger meynung vnangezaigt nit lassen wollen vnd seint Euch mit gnaden geneigt. Datum Torgau Sonnabents nach Ursule. Anno Dom. 1543.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Churfürst Johann Friedrich an Luther

Vnser gruß zuuorn, erwirdiger vnd hochgelarter, lieber andechtiger. Nachdem Ir vns in vergangen tagen vf der ersamen weißen, vnser aynungsverwandten vnd liben besondern burgermeister vnd ratmannen der stad Braunschweig ansuchen, so sie bey vns eins superattendenten halben gethan, doctor Heirichen Luneburger furgeschlagen, dass derselbe am bequembsten vnd besten inen den von Braunschweig solte zuerlangen vnd zu gebrauchen sein, welchs wir dann von Euch zu gnedigem gefallen vermarkt vnd dauon inen durch vnser schreiben vermeldung gethan haben, so geben wir Euch zuerkennen, dass gemelter rat zu Braunschweig iczo durch etzliche ire geschickte, os sie bey vns etzlicher anderer geschefte halben gehabt, gemelts doctor Luneburgers halben, dass sie denselben zu einem superattendenten gerne annemen wolten, bey vns ansuchung gethan vnd gebeten, weil sie nicht wusten, wo er sich iczo enthalten thete, dass wir inen solchs berichten wolten, inen auch ferner gnedige forderung gemelten doctor zu einem superattendenten zuerlangen thuen und erzeigen wolten. Wann wir dann nun seinen iczigen wesentlichen enthaltung halben selbst nicht wissens haben, vnd die von Braunschweig gleich wol zu fortsetzung des gotlichen worts hirin gnediglich zu fordern geneigt, so begern wir gnediglich, Ir wollet vf gemelts rats zu Braunschweig ansuchen, inen gemelten doctor, wo er sich enthalte, angeben vnd an ine schreiben, dass er sich zu inen, den von Braunschweig, als vor ein superattendenten vmb ein jerliche besoldung, dorumb sie sich sonderzweiuel mit ime freuntlich werden zuuergleichen wissen, wolle begeben vnd zu furderung vnd erweiterung gotlichs worts gutwillig gebrauchen lassen. Doran thut Ir vns zu dem, dass es ein gut werck, zu gnedigem wolgefallen vnd seint Euch mit gnaden und gutem geneigt. Datum Rod, Dornstag nach Egidii 1543.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Hans Jörg, Graf zu Mansfeld, an Luther.

9.5.1543

Frid vnd gnad von vnserm lieben hern, Jhesus Crystus. Amen. Mein lieber her doctor. Ich kan Euch gnediger vnd guter wolmeynung nit vorhalden, dass wir einen diener haben, heyst ern Johann Vllen, welcher meines vettern, graf Hoygern, seligen gedechnis diener auch ein lang zeit gewest ist, der mein vettern vnd mein bruedern drewlich bis vf dise stund gedienet hat. Vnd nachdem er noch in der babesterey vnd der selbigen ververgung seyn tag bis hieher gelegen ist, dieweyl ym der almechitg gott die gnad geben hat, dass er zu dem erkendtnus komet, dass er vnrecht gethan hat, so hat er ym willen zu Euch zu faren vnd wie michs dunket, Euch derhalben anzusprechen. Als ist mein bitt an Euch, Ir wolt als der ware diener gottes, do er zu Euch kome, vnd yn berychten mit geduld, als Ir Euch gott lob wol zu halden wyst, dann es ist ein aldes menleyn, wie Ir seen werd, vnd wolt ym vmb meinet willen, do er Euch ansprechen word, furderung vnd willen beweysen vnd das lon von got nemen, vnd befelh, Euch hiemit dem almechtigen gott yn seyn gottlich gnaden barmhertzigkeyt vnd bin Euch zu dienen willig. Datum Mansfelt. Mein hand. Myttwoch nach Exaudi 1534.

Hans Jorg, graf zu Mansfeld.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Churfürst Johann Friedrich an Luther

23.01.1543

Vnsern grus zuuor, erwirdiger vnd hochgelarter, lieber andechtiger. Wir haben Euer abermals schreiben der 40 fl. halben, welche magister Johan Durstein von dem lehen vf vnserm schlos Wartburg nu lenger dan ein jar vber vnsere ime gegebene vorschreibunge vorenthalden werden soll gelesen vnd Euer vnterdenige bit daraus vernommen. Nun konnten wir nit wissen, was die vorhinderungen seind, dass demselben magister solch geld das vergangne jar nit gereicht haben, auch vnserm schulteiß gegen Eisenach derhalben auch, weil andere meher dergleichen clagen geschrieben vf die wege zu gedencken, damit die stipendiaten das jenige, so inen von vns vorschrieben, ane ferner verczug habhaft werden mugen, oder vns, woran der mangel, berichten, damit wir darauf ferner geburliche verschaffung thun mugen, dem wirdet gnanter vnser schulteis also nachgehen vnd habens Euch, dem wir mit gnaden gneigt sein, gnediger meynung nit pergen wollen. Datum Grimm, Dinstag nach Fabiani vnd Sebastiani 1543.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Landgraf Philipp an Luther und Melanchthon.

Vnsern gnedigen grus zuuor, erwirdiger vnd hochgelerte, liebe getreuen. Wir stehen in ganz heftiger arbeit, die vnfruntliche irrungen, so sich zwuschen beiden vnsern liben vettern, bruder, sohn vnd geuattern, dem churfursten vnd herczogen Mauritzen zu Sachsen erhalten, vf zimliche vnd gepurliche mittel vnd weg dermassen hinzulegen, damit nit weiter zun waffen geschritten, land vnd leute verderbet vnd also dem euangelio der ort ein vnwiderpringlicher nachtheil zugefuget werde. Aber wir befinden beideteil ganz harthaltig, also dass wir nit ermessen mögen, ob vnd was volge wir bey inen erlangen werden oder nicht. Nun haben wir lauts beiliegender copey vf etzliche mittel, di vns gleichmessig vnd zu hinwegnemung diser irrung dinlichen zu sein beduncken gedacht, dann es vast im grund beiden herrn allein vmb den zug vnd pass durch Wurtzen, wlechen herczog Moritz vnersucht des churfursten frei vnd vnuerspert zu haben vermeinet vnd der churfurst im den nur jure familiaritatis zugelassen gedencket, zu thun ist. Diweil dann dise sach der rede nit wehrd, dass darumb beide chur- vnd fursten so beschwerlich an einander gerathen solten, auch so ganz vil geferlicihen, nit allein beiden iren liebten vnd derselben landen vnd leuten, sondern auch der gantzen vnser christlichen religion vnd derselben verwanten hiruf stehen, wie Ir selbst vernunftiglich zuermessen habt vnd wirs dafur halten, dass vnser lieber vetter vnd bruder, der churfurst Euch beiden als fromen, crhistlichen mennern beuor andern hirin vernehmen möcht, so ist himit an Euch vnser gnedigs begeren, Ir wollet allem fridlichen wesen, auch der ganzen religion vnd landen vnd leuten zum besten, vfs allereilendest an sein liebte schreiben vnd sie zum hochsten bitten vnd ermanen, dass sie dise geuerlichen vntergang vnd augenscheinlich verderben zu gemut fuhren vnd derwegen in diser hochwichtigen sach, dwil die doch nur das zeitlich vnd nit das ewig betrifft, nit zu hart halten, sondern auch ein ezwas nachgeben vnd es zu vngeuerlich disen miteln, so wir Euch hirbei schicken, kommen lassen, das wolten wir Euch also aus getreuer guter wolmeinung in eile nit verhalten, vnd seint Euch mit gnaden wol geneigt vnd gewogen. Datum Oschatz am h. Osterabent Anno 1542.

Philips L. z. Hessen

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Churfürst Johann Friedrich an Luther

Von gots gnaden wir Johans Friderich, herzog zu Sachsen etc., thun kund vnd bekennen hiemit vor vns vnd vnser erben gegen meniglich, nachdem wir dem erwirdigen vnd hochgelarten, vnsern lieben andechtigen, Ern Martin Luther, der heiligen schrift doctor, vnd seinen kindern aus vielen vrsachen, die wir von vnnoten achten, zuerzelen, pillich mit allem gnedigen willen gneigt sein, so haben wir demnach aus aignem bewegknus vnd gnedigem gemuth ime, seinen kindern vnd iren erben tausent gulden vnser fursten muntz aus vnser renthcamer zugeben vnd volgen zulassen gnediglichen gewilliget, vorschreiben inen die in vnd mit diesem vnserm brief also vnd dergestalt, dass obgedachter doctor Martin solche tausent gulden zu seinen lebtagen, die ime der almechtige nach seinem willen lang vorleihen wolle, mit funfzig gulden jerlichen vf zwo fristen, als vf Walpurgis vnd Michaelis, aus vnser renthchamer in den baiden merckten zu Leipczig zum teglichen beypfening zugebrauchen, söllen vorczinßt vnd imo ader seinen brudern vnd derselben erben nach seinem absterben jedesmals gegen geburlichem bekenthnus vf sein ader seines beuelhabers ansuchen gereicht werden.

Wir wollen aber vns vnd vnsern erben hiemit furbehalden haben, wan genanter doctor Martin mit tod abgehen wurde, welchs der almechtige lang vorhueten wollen, seinen kindern ader derselben erben solcht funfzig gulden jerlichs zinses mit tausent gulden haubtsumme zu vnser vnd vnser erben gelegenheit abzulosen, dagegen dan berurte permission der funfzig gulden fallen, auch vnser ader vnsern erben gegen entrichtung vorgemelter haubtsummen diese vnsere vorschreibung widerumb vberantworthen soll, vnd beuelhen darauf unserm itzigen vnd kunftigen renthmaister, renth- vnd chamerschreibern, dass sie solcher vnser vorschreibung dergestalt wollen nachkomen; daran geschiet vnsere meynung. Zu vrkund haben wir diesen brief mit vnserm anhengenden insiegel wissentlich besiegelt vnd geben zur Lochau Montags nach dem heiligen Christtage nach Christi vnsers hern geburt 1542.
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Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866