Luther, Martin – An seine Ehefrau

14. August 1530.

Gnade und Friede in Christo. Meine liebe Käthe! Dieser Bote lief eilend fürüber, daß ich Nichts mehr schreiben konnte, ohne daß ich nicht wollte ohne meine Handschrift ihn lassen gehen. Du magst Herr Johann Pommern und Allen sagen, daß ich bald mehr schreiben will. Wir haben noch Nichts von Augsburg, warten aber alle Stunde auf Botschaft und Schrift. Aus fliegenden Reden haben wir, daß unsers Widerparts Antwort solle öffentlich gelesen sein; man habe aber den Unsern keine Abschrift wollen geben, daß sie darauf antworten möchten. Weiß nicht, ob’s wahr ist. Wo sie das Licht so scheuen, werden die Unsern nicht lange bleiben. Ich bin seit Lorenzentag fast gesund gewesen und kein Sausen im Kopfe gefühlet; das hat mich fein lustig gemacht zu schreiben, denn bisher hat mich das Sausen wohl geplaget. Grüße Alle und Alles; ein andermal weiter, Gott sei mit euch, Amen. Und betet getrost; denn es ist wohl angelegt und Gott wird helfen. Gegeben am Sonntage nach Lorenzentag, Anno 1530.

Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe an Frauen als Pfingstgabe für die deutsche protestantische Frauenwelt. zusammengestellt von Dr. K. Zimmermann Darmstadt Buchdruckerei von Heinrich Brill 1854

Dieterich, Veit – Brief an Katharina von Bora

Gnade und Friede von Gott, freundliche, günstige, liebe Frau Doctorin.

Wisset, dass der Herr und wir mit ihm noch frisch und gesund von Gottes Gnaden sind. Gott gebe euch auch alles Gute mit euern Kindern. Ihr habt ein sehr gut Werk gethan, dass ihr dem Herrn Doctori die Contrafactur geschickt habt, denn er über die Maassen viel Gedanken mit dem Bilde vergisset; er hat’s gegen den Tisch über an die Wand geklebet, da wir essen in des Fürsten Gemach. Da er’s am Ersten ansah, konnte er sie lange nicht kennen. Ei, sprach er, die Lene ist ja so schwarz; aber jetzund gefällt sie ihm wohl, und dünkt ihn je länger, je mehr, es sei Lenchen. Sie sieht dem Hänschen über die Maassen gleich mit dem Mund, Augen und Nase, in Summa mit dem ganzen Angesicht und wird ihm noch gleich werden. Das habe ich euch auf dies Mal schreiben wollen.

Liebe Frau Doctorinn, ich bitte, ihr wollet euch um den Herrn Doctor nicht härmen; er ist Gott Lob frisch und gesund, hat des Vaters in den ersten zweien Tagen vergessen, wiewohl es ihm sehr sauer ward. Alsbald er Hans Reinkens Brief ansiehet, sagt er zu mir: Wohlan, mein Vater ist auch todt! Darnach flugs drauf nimmt er seinen Psalter, geht in die Kammer und weint ihm genug, dass ihm der Kopf des anderen Tages ungeschickt war. Seitdem hat er sich Nichts lassen merken. Der Sonnabend vor Exaudi war der Kastner bei uns auf den Abend zu Gaste, da der Doctor unter Anderm sagte, wie ihm ein grosser Zahn wäre ausgefallen, so gross, dass er sich nicht genug hätte können verwundern. Am Sonntag darnach war der Vater todt. Das hab‘ ich euch nicht unangezeigt wollen lassen. Bitte, wollet meinen Dienst im Besten aufnehmen.

Damit seid Gott mit Hänschen und Lenchen und dem ganzen Hausgesinde befohlen. Mein Georg wird euch drei Gulden geben. Die nehmt dieweil, bis dass wir mehr kriegen. Am Sonntage S. Veiten, zu Koburg, M. Veit Diedrich von Nürnberg.

Quelle:
Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters, in Biographien und einer Auswahl ihrer Predigten dargestellt von Wilhelm Beste, Pastor an der Hauptkirche zu Wolfenbüttel und ordentlichem Mitgliede der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig Leipzig, Verlag von Gustav Mayer. 1856

Luther an seine Ehefrau

Meiner herzlieben Hausfrauen Katherin Lutherin zu Wittenberg zu Handen.

Gnad und Friede in Christo. Liebe Käthe! Ich hab, acht ich, deine Briefe alle empfangen. So ist dieß der vierte Brief, den ich dir schreibe, seit daß Er Johann von hinnen zu dir gangen ist. Lenchen Conterfeyt hab ich mit der Schachtel auch. Ich kannte das Hürlin zuerst nicht, so schwarz deucht michs sein. Ich halte, wo du es wilt absetzen von wehnen, daß gut sei, weylinger Weise, also daß du ihr zuerst eines Tages einmal abbrechest, darnach des Tages zweimal, bis also säuberlich abläßt. Also hat mir Georgen von Grumpachs Mutter, Frau Argula gerathen; die ist hier bei uns gewest und hat mit mir gessen, Hans Reinicke von Mansfeld auch, und George Römer, daß wir müssen an einen andern Ort, es will zu gemeiner Wallfahrt hieher werden.

Sage Meister Christannus, daß ich mein Tage schändlicher Brillen nicht gesehen habe, denn die mit seinem Briefe kommen; ich kunnt nicht ein Stich dadurch sehen. So ist mir auch der Brief an Cuntzen Vater nicht worden, auch bin ich nicht zu Coburg; kann ich aber sonst dazu thun, will ichs nicht lassen. Du sollt aber gleichwohl deine Briefe dem Kastner lassen zustellen, der wird mir sie wohl schaffen.

Man beginnt beide zu Nürenberg und Augsburck zu zweifeln, ob etwas aus dem Reichstag werde. Der KAiser verzeucht noch immer zu Insprug. Die Pfaffen haben etwas fur, und gehet mit Kräutern zu, Gott gebe, daß sie der Teufel bescheiße, Amen. Laß den Herrn Pomer den Brief an D. Wencels lesen. Eilend, der Bote wollt nicht harren. Gruße, kusse, herze und sei freundlich allen und jber nach seinem Stande. Am Pfingstag fruhe. 1530.

Martin Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897

Melanchthon, Philipp – Der ehrbaren tugendsamen Frau Catharina Lutherin, Doctorin, meiner besondern günstigen Freundin,

Gottes Gnad und alles guts! Ehrbare, tugendsame Frau Doctorin. Ich füge euch zu wissen, daß wir nun, Gott gebe Gnad, bis gen Augsburg kommen sind, und haben den Herrn Doctor zu Coburg gelassen, wie er ohn Zweifel euch geschrieben hat. Ich hoffe aber in kurz bei ihm zu seyn. Bitt euch, ihr wollet mir schreiben, wie es euch gehet, und wie sich der Hauptmann des Korns halber erzeiget habe. Womit ich euch dienen kann, will ich mit allem Fleiß, wie ich mich schuldig erkenne, solches thun und ausrichten. Beide Canzler grüßen euch, und wünschen alles Gute. Gott bewahr euch. Datum Augsburg, Mittwoche nach Walpurgis.

Herzog Georg von Sachsen soll morgen oder übermorgen herein kommen. Der Kaiser ist noch fern, kommet aber.

Philippus

Liebe Gevatter. Auch wünschte ich euch, Hänschen Luther, und Magdalenchen und Muhme Lenen, viel seliger Zeit. Puffet mir in meinem Namen meinen liebsten Jungen.

I. Ionas

Ich, Johann Agricola Eißleben, mein es auch gut, mein liebe Frau Doctorin.

Quelle:
Corpus Reformatorum II Edidit Carolus Gottlieb Bretschneider Philos. et. Theol. Doctor, Consis. Supremi Gothani Consil. intim. et ministrorum verbit divini in ducatu Goth. Antistes Primarius Ordinis Duc. Saxc. ERnestin. Eques, Societatis Latinae ienensis et societatis historico-theologicae Lipsiensis Sodalis Halis Saxonum Apud C.A. Schwetschke et Filium 1835

Melanchthon und andere an Catharina Luther, 4.5.1530

Der Ehrbaren tugendsamen Frau Catharina Lutherin, Doctorin, meiner besondern günstigen Freundin.

Gottes Gnad und alles guts! Ehrbare, tugendsame Frau Doctorin. Ich füge euch zu wissen, daß wir nun, Gott gebe Gnad, bis gen Augsburg kommen sind, und haben den Herrn Doctor zu Coburg gelassen, wie er ohn Zweifel euch geschrieben hat. Ich hoffe aber in kurz bei ihm zu seyn. Bitt euch, ihr wollet mir schreiben, wie es euch gehet, und wie sich der Hauptmann des Korns halber erzeiget habe. Womit ich euch dienen kann, will ich mit allem Fleiß, wie ich mich schuldig erkenne, solches thun und ausrichten. Beide Canzler grüßen euch, und wünschen alles Gute, Gott bewahr euch. Datum Augsburg, Mittwoch nach Walpurgis.

Herzog Georg von Sachsen soll morgen oder übermorgen herein kommen. Der Kaiser ist noch fern, kommt aber.

Philippus.

Liebe Gevatter. Auch wünschte ich euch, Hänschen Luther, und Magdalenchen und Muhme Lenen, viel seliger Zeit; Pusset mir in meinem Namen meinen liebsten Jungen.

I. Ionas.

Ich, Johann Agricola Eißleben, mein es auch gut, mein liebe Frau Doctorin.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen II
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1835

Luther, Martin – An seine Ehefrau, vom 4. Oktober 1529.

Luther berichtet seiner Ehefrau von Marburg aus über das dort gehaltene Gespräch mit den Schweizern.

Gnade und Friede in Christo. Lieber Herr Käth1), wisset, daß unser freundlich Gespräch zu Marburg ein Ende hat, und sind fast in allen Stücken eins, ohne daß die Widertheil wollten eitel Brod im Abendmahl behalten, und Christum geistlich darinnen gegenwärtig bekennen. Heute handelt der Landgraf, ob wir könnten eins werden, oder doch gleichwohl, so wir uneins blieben, dennoch Brüder und Christus Glieder unter einander uns halten. Da arbeitet der Landgraf heftig. Aber wir wollen des Brüdern und Glieders nicht, friedlich und guts wollen wir wohl. Ich achte, morgen oder übermorgen wollen wir aufbrechen, und zu E. Gn. Herrn gen Schl.2) im Voigtland ziehen, dahin uns S. K. F. G. berufen hat.

Sage dem Herrn Pommer3), daß die besten Argument sind gewesen des Zwingli, daß corpus non potest esse sine loco: ergo Christi corpus non est in pane4); deß Oecolompadii: dieß Sacramentum est signum corporis Christi5). Ich achte, Gott habe sie verblendet, daß sie nichts haben müssen fürbringen. Ich habe viel zu thun, und der Bote eilet. Sage allen gute Nacht, und bittet für uns. Wir sind noch alle frisch und gesund, und leben wie die Fürsten. Küßt mir Lensgen und Hänsgen6). Am Tage Francisci, 1529.

E. williger Diener Martinus Luther. Johann Brenz, Andreas Osiander, Doctor Stephan von Augsburg sind auch hier kommen7).

Sie sind hier toll geworden mit Schweißschrecken8), gestern haben sich bei fünfzig geleget, deren sind eins oder zwei gestorben.

1) so redet er seine Frau scherzhafter Weise an.
2) Schleitz, wo der Kurfürst Johann mit Markgraf Georg eine Zusammenkunft hatte
3) eigentlich Johann Bugenhagen, von Luther gewöhnlich Pommer genannt, weil aus Pommern gebürtig, war Professor und Pfarrer zu Wittenberg.
4) d. h. ein Leib kann nicht ohne Raum sein, darum ist Christi Leib nicht im Brode.
5) d. h. das Sacrament ist ein Zeichen des Leibes Christi.
6) Luthers beide Kinder
7) J. Brenz, Prediger zu Schwäbisch Hall in Würtemberg, A. Osiander, damals Prediger in Nürnberg, St. Agricola, Prediger zu Augsburg.
8) d. i. Schrecken vor der Seuche, genannt der englische Schweiß.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862