Luther berichtet seiner Ehefrau von Marburg aus über das dort gehaltene Gespräch mit den Schweizern.
Gnade und Friede in Christo. Lieber Herr Käth1), wisset, daß unser freundlich Gespräch zu Marburg ein Ende hat, und sind fast in allen Stücken eins, ohne daß die Widertheil wollten eitel Brod im Abendmahl behalten, und Christum geistlich darinnen gegenwärtig bekennen. Heute handelt der Landgraf, ob wir könnten eins werden, oder doch gleichwohl, so wir uneins blieben, dennoch Brüder und Christus Glieder unter einander uns halten. Da arbeitet der Landgraf heftig. Aber wir wollen des Brüdern und Glieders nicht, friedlich und guts wollen wir wohl. Ich achte, morgen oder übermorgen wollen wir aufbrechen, und zu E. Gn. Herrn gen Schl.2) im Voigtland ziehen, dahin uns S. K. F. G. berufen hat.
Sage dem Herrn Pommer3), daß die besten Argument sind gewesen des Zwingli, daß corpus non potest esse sine loco: ergo Christi corpus non est in pane4); deß Oecolompadii: dieß Sacramentum est signum corporis Christi5). Ich achte, Gott habe sie verblendet, daß sie nichts haben müssen fürbringen. Ich habe viel zu thun, und der Bote eilet. Sage allen gute Nacht, und bittet für uns. Wir sind noch alle frisch und gesund, und leben wie die Fürsten. Küßt mir Lensgen und Hänsgen6). Am Tage Francisci, 1529.
E. williger Diener Martinus Luther. Johann Brenz, Andreas Osiander, Doctor Stephan von Augsburg sind auch hier kommen7).
Sie sind hier toll geworden mit Schweißschrecken8), gestern haben sich bei fünfzig geleget, deren sind eins oder zwei gestorben.
Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862