Gnade und Friede in Gott wünsche ich herzlich Euer Churfürstlichen Gnaden ewiglich beizuwohnen.
Gnädigster Fürst und Herr!
Ich habe nicht unterlassen mögen, Euer Churfürstlichen Gnaden zu schreiben, denn ich bin sehr hoch erfreut darüber, daß Euer Churfürstliche Gnaden auf diesen berufenen Reichstag kommen. Ich hoffe, der allmächtige Gott werde Regierer sein, und Gnade, Weisheit und Stärke allen denen, so da bandeln, geben, damit das Wort Gottes den Armen wieder gepredigt, und nicht so elendiglich mit Gewalt durch etliche heidnische Fürsten verboten und den Armen entzogen werde. Jene kreuzigen und verfolgen jetzt Christum aufs Neue. Durch Gott halte. E. C. G. hart über demselben gewissen Worte Gottes, denn es muß sein, wir müssen in öffentlich bekennen, als Matth. 10 [32] steht. Ich wünsche und bitte Gott, solches Gemüth, das ich bisher bei E. C. G. wahrgenommen, Gott zu Ehren [Euch zu erhalten], auf daß E, C. G. ihnen fröhlich mit christlichem: freudigem Gemüth unter die Augen treten. Gott sagt Jes. 51 [12]: Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, daß du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben? u. s. w. Sie werden unkräftig sein, als wir haben Jes. 29 [4] und Psalm 11 [12, 6]((So steht noch in der Uebersetzung von 1524.)) Ich will aufrichten ein Heil, in welchem sie freudig werden wider sie handeln. Wir sehen das Heil, Gott sei Lob! und haben alle Gewalt auf unserer Seite. Lase sie E. C. G. toben und wüthen, es ist doch keine Kraft da, der Fels wird sie zerschmeißen und zu Boden stürzen, denn er ist ihnen ein Fall, aber den Gläubigen eine Auferstehung und hochgeachtetes Kleinod, wie 1 Petr. 2 [6] steht: Siehe da, ich lege einen auserwählten köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden, u. s. w.. Sie werden gar zu Schanden, als man sieht, wie sie So thöricht und irrig sind, daß sie schier nichts können reden oder schreiben. E. C. G. wollen das nicht achten, daß sie griesgramen über Christum; alle Gewalt ist ihnen genommen, wie der 139, Psalm [140,4] sagt: Sie haben ihre Zungen geschärft wie die Schlangen; ihre Streiche aber sind wie die Pfeile der Kindlein. So verkündigt auch Jesaias 8 [9. 10] Seid böse; ihr Völker, und gebet doch die Flucht. Höret, ihr es, alle, die ihr in fernen Landen seid: Rüstet euch, und gebet doch die Flucht; Lieber, rüstet euch, und gebet doch die Flucht. Beschließet einen Rath, und werde nichts daraus. Beredet euch, und es bestehe nicht. Denn Gott ist mit uns! Gedenke doch E. C. G., welche Gewalt ihnen Gott früher ließ, als sie noch ihren vollkommenen Prozeß [Fortgang] hatten, und man sie Gott gleich achtete! Wie viel weniger wird er ihnen jetzt lassen, wo sie Gott den Frauen unter die Füße wirft, und man ihre Gewalt verachtet! Darum rede ihnen E. C. G. mit den Worten Gottes trotzig unter die Augen, denn E. C. G. sehen den Topf brennen, wie Jerem. 1 [13.14 steht], und das Angesicht Gottes von Mitternacht; sie können den nicht verlöschen.
Ich redete unlängst mit Herzog Hansen, auch andern des Regiments, gern hätte ich viel mehr geredet, wär’s Volk gewesen zum Zuhören. Ich würde sie, ob Gott will, nicht fürchten, ihnen, wann und wie oft sie wollten, unter die Augen zu treten.
Ich bitte E. C. G. durch Gott, das Gemüth fröhlich zu erheben mit Dankbarkeit, daß uns nach seiner Anordnung aus E. C. G. Land und Schutz unser Heil verkündet, und Christus wieder gelehret und erkannt wird. Der allmächtige Gott behalte E. C. G. in seiner Benedeiung, hier und dort! Amen.
Actum am Zinstag nach Andreä, Anno Domini 1523. Euer Churfürstlichen Gnaden
demüthige Argula von Grünbach, eine geborne von Stauffen.