Hallers Brief behandelte wahrscheinlich kirchliche Angelegenheiten der Waadt. Philibert Berthelier, ein Freund Perrins, und andere junge Genfer waren am 5. August wegen nächtlicher Schlägerei verhaftet worden. Raoul Monet, ein wegen Unzucht und Lästerung zum Tod verurteilter Genfer, war vom bernischen Landvogt in Ternier verhaftet worden. Weggelassen eine unverständliche Notiz über einen Unbekannten.
Haller als Kirchenfürst. Nächtlicher Skandal in Genf.
Hallers Brief habe ich gelesen. Das ist ja alles recht herrschermäßig! Er scheint nicht nur seine frühere Bescheidenheit abgelegt, sondern auch die Höflichkeit vergessen zu haben und nur darauf zu denken, wie er Euch mit Schreckmitteln und Drohungen zur Ordnung zwingen könne. Ich freue mich, dass Ihr trotzdem Eure Mäßigung festgehalten habt, bis er etwa noch ärger einherfährt. Und vielleicht schreibt er auch gar nicht aus seinem Geist heraus so, sondern bringt nur die Grobheit, die er anders woher gehört hat, zu Papier. Das ist mir sogar recht wahrscheinlich. Von der lächerlichen Frechheit unserer jungen Leute glaube ich dir schon berichtet zu haben. Das ist wenigstens gut, dass sie in der Absicht, einen Aufruhr zu erregen, ihren Angriff in die Luft verpufft haben. So brach er von selbst zusammen. Der Rat, der recht hitzig schien, ist rasch wieder kühl geworden. Alles wird wieder zu Rauch. Gegen Berthelier großartig tönende Drohungen, denn er war das Haupt der Verschwörung; aber gegen solche Sprüche ist er abgehärtet. Den Raoul Monet nimmt der Landvogt von Ternier etwas strenger dran. – – Lebwohl, liebster Bruder im Herrn, samt deiner Frau und deinem Töchterlein. Der Herr Jesus behüte und leite Euch mit seinem Geiste. Grüße die Brüder von mir.
21. August 1549.
Dein
Johannes Calvin.