Die Güter de Falais waren als Besitz eines flüchtigen Ketzers konfisziert worden. Calvin verfasst deshalb für ihn eine Schutz- und Bekenntnisschrift an den Kaiser, deren Entwurf er ihm mit diesem Brief sendet. De St.-Andre, jetzt Pfarrer in Thonon, stand als niederländischer Refugiant de Falais nahe und las deshalb den Entwurf auch. Weggelassen sind unwichtigere Personalnachrichten.
Über die Apologie für de Falais.
Monseigneur, hier sehen Sie, was ich verfasst habe, um Ihnen zu gehorchen. Ich wage nicht, zu versprechen, dass Sie damit zufrieden sein können. Es genügt mir völlig, wenn Sie davon überzeugt sind, dass es nicht am guten Willen gefehlt hat. Ich fürchte, Sie finden nicht darin, was Sie erwartet haben. Es liegt aber kein Grund vor, dass mir das allzu große Vertrauen, das ich in ihre Nachsicht setze, als Fehler angerechnet werde. Wäre ich persönlich wohler gewesen, und hätte ich Muße gehabt, so hätte ich möglicherweise etwas Besseres zu Stande gebracht. Da mir aber beides gefehlt hat, so bitte ich Sie, mich für entschuldigt ansehen zu wollen. Es hätte mich freilich keine große Mühe gekostet, viel mehr Papier voll zu schreiben; aber es war mein Bestreben, mich kurz zu fassen, da ich es für das beste hielt, im Blick auf den Adressaten der Schrift. De St.-Andre fand; es fehle nichts, außer, dass Sie bei der Stelle von Ihrer Auswanderung die Reisen, die Sie gemacht haben, mehr im Einzelnen ausgeführt haben wollten. Ich dachte auch an einen anderen Schluss, da ich aber nicht recht wusste, wie ich mich so verhalten sollte, habe ich es gelassen. Es steht in Ihrem Belieben, hier noch eine Bemerkung darüber anzufügen, wenn Sie es für nützlich halten; nämlich, dass Sie nicht wagten, der Güter wegen eine Forderung zu stellen, da Sie es doch für verlorene Mühe hielten, von Ihren Gütern zu reden, ehe Sie sonst wieder in Gnaden aufgenommen wären, was Ihnen ja auch die Hauptsache und wichtiger als alles andere sei. Trotzdem möge er geruhen, den Adel Ihres Hauses in Betracht zu ziehen, und sich nicht von denen leiten lassen, die nur darauf ausgingen, es zu zerstören. Ich weiß nicht, ob es für Ihre Brüder von Nutzen wäre, sie zu erwähnen. Prüfen Sie das selbst. Meines Erachtens müsste man am Schluss noch eine Bemerkung beifügen, die den Verdacht aufhöbe, als bedauerten Sie den Verlust Ihrer Güter gar zu sehr, eine Erklärung, dass Sie um der Ehre willen den Verlust standhaft ertragen, eine Bitte an Gott, er möge Sie stets mehr spüren lassen, wie viel Jesus Christus wert ist und die Güter, die er gibt, so dass, wer ihn hat, alle Dinge für Dreck und Schaden achten kann. Entschließen Sie sich, auf die Frage der Güter einzutreten, so schiene es mir gut, sie so in Kürze abzuschließen. Ich habe Ihnen die Entschuldigung schon vorgebracht, warum ichs nicht getan habe. – – –
Genf, 16. April.
Ihr ergebener Diener und Bruder im Herrn Jesu.
Johannes Calvin.