Luther, Martin – An seine Frau, aus Halle vom 25. Januar 1546.

Von der letzten Reise.

Meiner freundlichen lieben Käthen Lutherin zu Wittenberg zu Handen rc.

Gnad und Friede im Heim, Liebe Käthe! Wir sind heute umb acht Uhr zu Halle ankommen, aber nach Eisleben nicht gefahren; denn es begegnete uns eine große Wiedertäuferin mit Wasserwogen und großen Eisschollen, die das Land bedeckete, die drauete uns mit der Wiedertaufe. So konnten wir auch nicht wieder zurück kommen von wegen der Mulda, mußten also zu Halle zwischen den Wassern stille liegen. Nicht daß uns darnach durstete zu trinken, sondern nahmen gut torgisch Bier und guten rheinischen Wein dafür, damit labeten und trösteten wir uns dieweil, ob die Saale wollte wieder auszürnen. Dann weil die Leute und Fuhrmeister, auch wir selbst zaghaftig waren, haben wir uns nicht wollen in das Wasser begeben, und Gott versuchen; denn der Teufel ist uns gram, und wohnet im Wasser, und ist besser verwahret denn beklaget, und ist ohne Noth, daß wir dem Papst sampt seinen Schupen eine Narrenfreude machen sollten. Ich hätte nicht gemeinet, daß die Saale eine solche Sodt machen könnte, daß sie über Steinwege und alles so rumpeln sollte. Itzo nicht mehr, denn betet für uns und seyd fromm. Ich halte, wärest du hie gewesen, so hättest du uns auch also zu thun gerathen, so hätten wir deinem Rathe auch einmal gefolget. Hiermit Gott befohlen, Amen. Zu Halle am St. Paulus Bekehrungstage, Anno 1546.

Martinus Luther, D.