Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (127).

Hektor, ein sonst unbekannter Mann, wollte französische Psalmen mit Melodien herausgeben; der bekannte französische Dichter Clement Marot hatte früher schon auf Calvins Rat Psalmen in Verse gebracht zu Volksweisen. Girard ist ein Genfer Buchdrucker. Weggelassen sind ein paar Sätze, die sich auf Virets Empfehlung des Hektor beziehen. Über Ribit, Celio und Imbert vgl. 102.

Über französische Psalmen.

Das eine, was Hektor bat, erreichte er bei mir ohne Mühe, nämlich, dass wir uns über sein Werklein deinem Urteil fügen wollten. Verzeih also, wenn ich dir diese Mühe mache. – –

Mit Girard habe ich noch nicht gesprochen. Wenn Hektor mit ihm [über den Druck] zu einem Vertrag kommt, soll an uns die Sache kein Hindernis haben. Ich hätte freilich lieber gehabt, er hätte sich dran gemacht, andere Psalmen zu übersetzen, als gerade die, die von Marot auch schon übersetzt sind. Aber das steht der Veröffentlichung seines Werkes auch nicht im Wege. Er zeigte mir nicht nur sein Buch, sondern sagte auch, er habe einige [noch ungedruckte] Melodien; auch darüber bat er mich, das Urteil dir zu überlassen. Ich mahnte ihn nur, er solle nirgends gar zu grob mit Fürsten und Obrigkeiten umspringen; weil ich mich erinnerte, dass vor etwa sieben Jahren irgendetwas Derartiges von ihm ausgegangen ist. Du wirst aber leicht merken, wenn etwas darin steht, was besser nicht weiter herum kommt.

Aus Deutschland ist nichts zu melden. An einigen Orten in Frankreich toben die Antichristen wieder. In Lyon ist das Wüten nicht weiter gegangen, als dass ein paar Leute gefangen gehalten werden. Die Mehrzahl ist durch Flucht [der Gefahr] entgangen. Der Herr recke seine Hand aus zur Rettung der Frommen! Wenn du kommst, wollen wir über alles das miteinander reden. Lebwohl, liebster Bruder. Der Herr behüte dich. Grüße Ribit, Celio, Imbert und die anderen angelegentlich, samt deiner Familie.

Genf, 15. März 1545.

Dein

Johannes Calvin.