Luther, Martin – An seine Frau aus Gotha vom 27. Februar 1537.

Gnad und Friede in Christo. Du magst dieweile sondere Pferde miethen zu deiner Nothdurft, liebe Käthe, denn mein gnädiger Herr wird deine Pferde behalten, und mit dem M. Philipp heimschicken. Denn ich selber gestern von Schmalkalden aufgebrochen auf M. G. H. eigenen Wagen daher fuhr. Ist die Ursach, ich bin nicht uber drey Tage hie gesund, und ist bis auf diese Nacht vom ersten Sonntag an kein Tröpflin Wasser von mir gelassen, Hab nie geruget noch geschlaffen, kein Trinken noch Essen behalten mögen. Summa, ich bin todt gewest, und hab dich mit den Kindlein Gott befohlen und meinem guten Herrn, als würde ich euch nimmermehr sehen; hat mich euer sehr erbarmet, aber ich hatte mich dem Grabe beschieden. Nu hat man so hart gebeten für mich zu Gott, daß vieler Leute Thränen vermocht haben, daß mir Gott diese Nacht der Blasen Gang hat geöffnet, und in zwo Stunden wohl ein Stübigen von mir gangen ist, und mich dünket, ich sey wieder von neuen geboren.
Darumb danke Gott, und laß die lieben Kindlin mit Muhme Lenen dem rechten Vater danken; denn ihr hättet diesen Vater gewißlich verlohren. Der frome Fürst hat lassen laufen, reiten, holen, und mit allem Vermögen sein höhestes versucht, ob mir möcht geholfen werden; aber es hat nicht wollt seyn. Deine Kunst hilft mich auch nicht mit dem Mist. Gott hat Wunder an mir gethan diese Nacht, und thuts noch durch fromer Leute Furbitt.
Solches schreib ich dir darumb, denn ich halte, daß mein gnädigster Herr habe dem Landvogt befohlen, dich mir entgegen zu schicken, da ich ja unterwegen stürbe, daß du zuvor mit mir reden oder mich sehen möchtest! welches nu nicht noch ist, und magst wohl daheim bleiben, weil mir Gott so reichlich geholfen hat, daß ich mich versehe fröhlich zu dir zu komen. Heut liegen wir zu Gotha. Ich habe sonst viermal geschrieben, wundert mich, daß nichts zu euch komen ist. Dienstags nach Reminiscere, 1537.
Martinus Luther.