Luther, Martin – An Jacob Montanus

An Jacob Montanus Prediger zu Herfort.

Gnad und Friede in Christo. Was Ihr mir, mein Jacob, über Erasmus, der gegen mich tobet, schreibet, weis ich wol, und ersahs auch aus seinen Briefen. Er giebt keine Schrift heraus, in welcher er nicht die Schwachheit seines Geistes, oder vielmehr den Schmerzen über die empfangene Wunde anführet. Aber ich verachte ihn, und will den Menschen keiner ferneren Antwort würdigen; und sollt ich auch was dergleichen schreiben, so werd ich die Sache selbst angreifen, und des Erasmus nur in der dritten Person gedenken, um so seine Meinung vielmehr zu verdammen, als zu widerliegen. Denn er ist der leichtsinnigste Indifferentist, der aller Religionen lachet, nach Art seines Lucianus; der nichts Ernstes hervorbringt, als wenn er in seiner Rachsucht schreibet, und schädliche Werke aushecket.

Wir befinden uns hier alle wohlauf, das wir Euren Gebeten danken. Habet meinen Dank für die Geschenke, die Zeugen Eures bestgesinnten Herzens. Ich würde entgegen, meinem Versprechen gemäß, meine Werke schicken, wenn ich wüßte, welche Euch abgehn; so schick ich Euch denn diese, die neuesten. Gehabt Euch wohl in Christo, und fahret fort, wie Ihr thut, für mich zu beten.

Wittenberg den 28ten May. J. 1529.

Martin Luther

Quelle:
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.