Cronbergk, Hartmudt von – Brief an Bernhard Griebler

Febr. 1526

An meinen lieben Herrn und Bruder Herrn Bernharten prediger zu Gemmingen.

Gnad und frid von got unserm vater zuvor. Liber Herr und Bruder. Ich hab ewer schrifft von Ewerm Jungkhern entpfangen mit fernerm bericht und abschriften, die sie mich sehen lassen, betreffen das nachtmal des Herrn. Welchs mir alles wol gefelt und wais von gnaden gottes kain anstoss in mir derZwinglius und Oecolampadius haltung mit dem Sacrament, dan allain beswerung hab Ich, das das Hauptstuck im testament und Evangelio von vast wenigen verstanden und angenomen wurdt, Nemlich der glaub, das Christus fur uns bezalt und gnug gethon, uns damit zu kindern und erer gemacht. Aber da mangelt noch solcher glaub bey vilen, die das evangelium vermeinen zu versten. Solicher glaub ist warlich die recht prob, die Sant paulus lent bekennen, so wir zu des Herrn nachtmal geen wollen. Dan welcher glaupt, das all sein schuld bezalt und das er gesalpt sey durch Cristum durch seinen gaiest, der ist wirdig zuessen von dem brot und zutrincken etc. Dan die wirdikait stet ainig und allein uff der verhaissung gottes, durch welche verheyssung alle die wirdig seint, die glauben, und das alles durch Cristi gerechtigkait etc. Wer aber solichs nit glaupt, oder noch etlichermass einen zweyfel hat, ob er versehen sey zur seleikait oder zu der verdamnus, der hat warlich den rechten glauben noch nit und ist nit wirdig zuessen von dem brot des lebens, Sunder er vermeint hofnung zuhaben, sein leben zubessern und durch sein eigne werck erst die gnad der verhaissung zuerlangen. Das ist des glaubens gefelt. Der David hat nit uffhorn zuglauben zur zeyt, da er den hohen greulichen mort und eebruch gethon und das urtail so schwer uber sich selbst unwussend geben. Er zweyfelt nit, er bekannt sein sund und bat umb gnad. Die gab jm got sobald, und unangesehen die grosse der sund liess jm got sagen: dir sind dein sund verzigen. Es ist kein ander sund zum todt dann die einig sund, Nemlich nit glauben, das Cristus gnugk gethon hab vor all unsere sund. Darumb bit Ich got, das er gnad geb, damit wir zu der rechten erkantnus seiner gnad komen; als dan mag uns nichtz verhindern weder sunden noch gleyssen, und ob uns gleych unser hertz verdampt, so ist got grosser dann unser hertz. Got ist der, der den baum gut kan machen, Nemlich das hertz, das wir nit sunden durch die gab des glaubens. Und wir sein schon selig durch den glauben, herwarten der offenbarung mit untzweyfenlicher hoffnung, nit ungewiss oder zweyfelich. Dan wir trawen oder bawen allein uff Got, der uns gerecht macht, und ein harbrait nit uff uns. Der verhaisser ist uns sicherer und gewisser dan unser verstand erraichen mag, es mag uns niemants auss seiner handt reyssen, so wir glauben, das er got almechtig und warhaftig ist. Der almechtig got wol uns zu solchem unzweyfelichen glauben durch seinen gaist helffen. Dan wo solten wir hingen oder trost suchen anderst dan by Cristo, So wir anderst glaupt und erkent haben, das er ist Cristus ein Sun des lebendigen gots. Wer mag begreiffen das esse und drinck von dem flaisch und blut, Auch das wir tempel gots sind und den hailigen gaist haben, anders dan das wirs glauben und umb der red willen Cristi daran nit zweyfeln. Der hats geredt, der nit ligen kan, wer das glaupt, der wurt nit fel schiessen oder felstraich thon. Das wurt kunt und offenbar werden zur zeyt der offenbarung der kinder gots;M in diser zeyt mogen wir nit ferner begreyffen, Den glauben, das Got warhaftig sey und wir des uffs aller sicherst vergewisst, Nemlich durchs wort, das ewig bestendig ist und pleypt. Vil glucks und heil, als die gotlich gnad ist, wunsch Ich euch zu ewerm selichen stand, und das jr fruchtbarlich mogent verkunden das hail aller glaubigen auss diser meiner schrift, so ich eylentz gethon, habt Ir mein meynung und grundt, Und wo Ich euch bedeucht, das Ich daran jrrt oder zuvil glaupt, wie Ich von viln der meynung sein vernomen, So beger Ich ewer underricht, mich damit euch als meinem bruder bevelhend. Dat. eylentz Montags nach pfaffen vassnacht Anno XXVI.

Quelle:
Anecdota Brentiana. Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und Herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.