Luther, Martin – An Wolfgang Stein in Weimar

9. März 1524

Venerabili viro, Domino Volfgango Steyn, ducali Ecclesiasti Vimariae, suo in Domino fratri.

Gnad und Frid, lieber Magister Wolfgange! Zween Bruder aus dem Kloster zur Neuenstadt haben mich gebeten, an m. gn. Herren, den jungen Fursten, zu schreiben, daß seine F. Gnade wollte helfen, daß sie etwas aus dem Kloster uberkommen mochten. Der eine, Michael, wollte gerne allhie studirn und darnach sich zu predigen brauchen lassen, wo ihm m. gn. Herr entweder von eigener Gnade etwas dazu schenkt, oder aus des Klosters Ausbeute mitzutheilen verschaffet, do es doch ubel, als sie sagen, verthan wird. Der ander, Heinricus Zwecz, ist fast arm, wollt gern zum Handwerk anzufahen aus demselben Kloster haben, darein er etwas redlichs seines Erbes bracht hat. Nu bekummere ich m. gn. Herren nicht gerne damit, weiß auch nicht, wie die Sachen gethan sind, und ihr seid auch mußiger und geschickter darzu, denn ich; bitt ich in Christo, wollet solche Muhe auf euch laden und in meinem Namen fur die zween Bruder an m. gn. Herrn sinnen und thun, so viel es muglich ist, daß sie dochh endlich entschieden, des Laufens hin und her absthen, und wir auch ihr los werden. Das will ich wieder verdienen, und Christus wird es erkennen. Hiemit in Gottes Gnaden sampt euer Heva befolhen. Zu Wittemberg am Mittewochen nach Lätare 1524.

Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Vierter Band.
Briefe vom September 1522 – August 1524
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1891