Friedrich von Sachsen an Spalatin

30.9.1519

Dem wirdigen, unsern Capellan und lieben andächtigen Herrn Jörgen Spalatin, Thumherrn zu Aldenburg rc. rc.

Von Gots Gnaden Fridrich, Herzog zu Sachsen, Churfürst und Vicarius. Unsern Gruß zuvor! Wirdiger, lieber Andächtiger! Wir geben euch genädiger Meinung zu erkennen, daß uns heut ein Schrift von Er Karl von Miltitz zukommen ist, an Doctor Martinus lautend, die wir euch uberschicken, Doctor Martinus zu uberantworten, und euch nit verhalten, daß er uns darneben auch geschrieben und angezeigt, wie er Doctor Martinus zu ihme gein Liebenwerdt bescheide. Nu können wir nit wohl achten, was er mit ihme handeln magk. Doch bedenken wir, daß Doctor Martinus nit zu weigern noch abzuschlahen sei, zu ihme zu kommen. Darumb wu es Doctor Martinus, deßgleichen ihr auch für gut ansehen werdt, so wollet dem Doctor sagen, daß er Ern Karl, wann er zu Liebenwerdt zu sein gedächt, ein Tag zuschreiben wollt, und uns den Brief bei diesem Boten zusenden, so wollen wir den fürder Ern Karln gen dem Scharffensteyn schicken. Nachdem ihr auch wißt, daß sich Er Karl hat vernehmen lassen, daß er zu unserm Freund, dem Erzbischof zu Trier, wollt, und daß wir ihme darauf einen Brief an gedachten unsern Freund mitgäben, als hat sich Er Karl zu Aldenburg vernehmen lassen, daß er erstlich mit Doctor Martinus handeln, und dann unsern Brief wieder von dem von Miltitz fordern, so werden die Sachen vielleich ein ander Meinung gewinnen, dann in der Schrift vermeldt und angezeigt worden. Das wollen wir euch nicht verhalten, denn euch zu Gnaden sind wir geneigt. Datum zu Lochaw, am Freitag St. Hieronymus-Tag, Anno Dom. XVCXIX.

Fridericus.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Zweiter Band.
Briefe vom April 1519 bis November 1520
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1887