Calvin, Jean – An Pfarrer Konrad Hubert in Straßburg (525)

Nr. 525 (C. R. – 2632)

Antoine Calvin war vom Genfer zum Getreideeinkauf nach Straßburg gesandt worden. Der „selige Bauch“ ist der Pfarrer Beatus Gerung, vgl. 433. Hubert hatte Calvin berichtet, wie Melanchthon in Wittenberg behandelt werde, und dass in Worms ein Religionsgespräch zwischen Protestanten und Katholiken stattfinden solle. Er hatte ihn auch fragen lassen, ob er von ihm und Viret Gedichte erhalten könne. Das Gedicht, das Calvin 1541 in Worms schrieb, war ein in lateinischen Hexametern verfasster Hymnus auf den siegreichen Christus.

Über Straßburger und Wormser Angelegenheiten. Calvin als Dichter.

In der eifrigen Hilfe, die du neulich meinem Bruder angedeihen ließest, hast du mir wieder, wie schon in manchem Freundschaftsdienst, deine Liebe bewiesen; wenn ich dir meinerseits in irgendetwas behilflich sein kann, sollst du meine Dankbarkeit erfahren. Es traf sich gut, dass mein Bruder damals nicht gar so viel Getreide in Straßburg kaufen konnte; denn kaum war er von hier abgereist, so ließ die Teuerung nach, die dem armen Volk als drohende Hungersnot erschienen war. So brauchst du dich also nicht mit Entschuldigungen zu bemühen; denn die kleinere Quantität bedeutet für uns einen geringeren Verlust, als wenn man mehr herbeigeschafft hätte.

Dass der selige Bauch abgedankt ist, nimmt von Euerm Pfarrkollegium einen hässlichen Flecken weg; aber alle Schmutz ist damit noch nicht abgewischt und weggeputzt; ich halte es nämlich auch für keine kleine Schande für die Straßburger Kirche, dass unter Euch ein Geselle Joachim Westphals sein Regiment führt, der, wie du wohl weißt, unsern lieben Vater Butzer unter die Ketzer zählt; lernte doch diese Marbach lieber Christum in seinen Gliedern aufzunehmen, anstatt seine Flügel vom Winde schwellen zu lassen!

Was du von den Verhältnissen in Sachsen schreibst, muss jeden Frommen mit tiefer Trauer erfüllen; freilich, sobald Melanchthon von dort wegzöge, fielen sie noch wütender über ihn her, aber weg muss er doch, damit er einmal frei wird! Dass das Wormser Religionsgespräch einen recht unerfreulichen Ausgang haben wird, vermuten alle Guten; was man auf Schnepf und seinesgleichen für Hoffnungen setzen darf, sehe ich nicht ein. Bude habe ich in deinem Namen gebeten, sein Versprechen zu halten; er hat versprochen, dafür sorgen zu wollen, dass du auf der Straßburger Messe etwas erhältst. Das Büchlein, das bei Henri Etienne unlängst erschienen ist, will ich dir schicken, wenn du es brauchen kannst. Zur Dichtkunst hatte ich von Natur ziemlich viel Lust, doch gab ich ihr den Abschied und habe seit fünfundzwanzig Jahren nichts mehr gedichtet, ausgenommen das Lied, das ich in Worms, durch Melanchthons und Sturms Beispiel ermuntert, zum Spaß schrieb und das du gelesen hast. So habe ich nichts, was ich von mir aus beitragen könnte. Viret behauptet, ihm seien die Musen so ungnädig, dass er noch nie das geringste Gedicht gemacht habe. Lebwohl, trefflicher Mann und von Herzen verehrter Bruder. Wenn ich unter deinen Kollegen noch Freunde habe außer Herrn Diebold Schwarz (an ihm zweifle ich nicht), so grüße sie herzlich von mir. Dass ich Herrn Lenglin, nach dem ich damals auf meiner Durchreise fragte, nicht finden konnte, als ob er mir auswiche, hat mich gewundert. Der Herr behüte dich; er stärke dich mit seiner Kraft und leite dich mit seinem Geiste. Amen.

Genf, 19. Mai 1557.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Konrad Hubert, Pfarrer in Straßburg (153)

Vergleiche Brief 142. Calvin war seiner Zeit von Straßburg nach Genf nur probeweise und unter Offenhaltung seiner Pfründe entlassen worden; diese sollte jetzt wieder vergeben werden, wozu Calvins endgültiger Verzicht nötig war. Nach Regensburg hatte der Kaiser auf Januar 1546 die Evangelischen zu einem Religionsgespräch eingeladen.

Familienangelegenheiten. Verzicht auf die Straßburger Stelle.

Aus Teschs Brief sehe ich, dass es nicht an ihm lag, wenn der Sohn meiner Frau nicht schon wieder nach Straßburg gebracht wurde. Weil aber der von ihm Beauftragte nicht den nötigen Eifer an den Tag gelegt hat, so verspricht er, selbst dafür sorgen zu wollen. Sag ihm also in meinem Namen den herzlichsten Dank und bitte ihn, nicht nachzulassen, bis die Sache erledigt ist. Entschuldige mich auch, dass ich ihm nicht selbst schreibe, weil du ihm wohl mündlich besser ausrichten kannst, was ich meine, als er es aus einem Brief von mir sehen könnte. Wenn ich je ihm zu Liebe etwas tun kann, so bin ich dazu von Herzen bereit, und er soll erfahren, dass ich seiner Hilfe mich stets erinnere. Wenn ich auch glaube, dass man zu Regensburg wieder nur ein Spiel treibt, so möchte ich dich doch gebeten haben, es mir mitzuteilen, wenn etwas Erzählenswertes geschieht. Lebwohl, lieber Bruder, trefflichster Freund. Grüße deine Frau in meinem und meiner Frau Namen angelegentlich, ebenso Frau Butzer. Der Herr Jesus behüte Euch und segne dein Amt zu seiner Ehre. Amen. Die Verzicht-Erklärung, um die du mich batest, habe ich hier als Beilage in kurzen Worten ausgestellt.

Genf, 24. Januar
Dein|
Johannes Calvin.

Ich, Johannes Calvin, will hiermit allen, die es angeht, kund getan haben, dass ich zur Vergebung meiner Kaplanei, gewöhnlich genannt St. Peter in der Krypte, im Münster zu Straßburg, die vom Rat dazu verordneten, ehrenwerten Herren Scholarchen einsetze, und das zu Gunsten eines jeden, den sie wollen; auch verspreche ich, dass die Vergebung, die sie verfügen, für mich Gültigkeit haben soll, als ob sie von mir selbst verfügt wäre. Dies zu bezeugen, unterzeichne ich diesen Schein mit meinem Namen.

Gegeben zu Genf, am 21. Januar des Jahrs 1546.
Johannes Calvin

Calvin, Jean – An Konrad Hubert, Pfarrer in Straßburg (142)

Der Stiefsohn Calvins aus Idelettes erster Ehe befand sich in Hessen, wohl in der Nähe von Frankfurt; der Gerber Peter Tesch von Straßburg sollte ihn von dort zurückholen; der Brief an ihn ist nicht erhalten.

Aufträge wegen Calvins Stiefsohn.

Da ich fürchtete, der Gerber Peter könnte nach Frankfurt gereist sein, ehe mein Brief nach Straßburg komme, so habe ich beschlossen, ihn an dich zu adressieren, damit du ihm ihn zukommen lassest. Ich bitte dich deshalb, lieber Bruder, es dich nicht verdrießen zu lassen, die Mühe um meinetwillen zu übernehmen. Es handelt sich um den Sohn meiner Frau. Peter ist der einzige, durch den wir ihn zurückerhalten zu können hoffen. Wie, das gebe ich ihm [in dem an ihn gerichteten Briefe] an. Ist er noch in Straßburg, so mahne auch du ihn, sich ernstlich für uns zu bemühen, und alles zu versuchen zu diesem Zweck. Ist er aber schon nach Frankfurt gereist, so gib dir Mühe, dass der Brief ihn rechtzeitig erreicht. Lebwohl, hochgelehrter Mann und trefflichster Bruder. Der Herr lenke dich stets mit seinem Geist.

Genf, 31. August [1545].
Dein
Johannes Calvin.

Ich diktiere diesen Brief, weil ich eben an Migräne leide; dass du nicht etwa meinst, es sei aus Nachlässigkeit geschehen.

Nikolaus Thomas Sigelspach an Konrad Hubert

Die bejammernswerthe Niederlage der Schweizer läßt mich ahnen, daß das Gericht Gottes vor der Thür steht. Der Weizen wird in der Tenne des Herrn geworfelt werden. Bleiben wir standhaft in diesen schweren Verfolgungen. Vieles, aber Widersprechendes wird hier über den nun beendigten schweizerischen Krieg erzählt. Laß mich, ich bitte, in Kürze wissen, ob man ein Mittel finden kann, um der Menge dies hierdurch entstandene Aergerniß zu benehmen. Es frohlocken in gleicher Weise die Fleischfresser„((So wurden bekanntlich in der derben Weise des XVI. Jahrhunderts Seitens der Reformirten die Lutheraner genannt, weil sie die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahlsbrot lehrten.)) und die Papisten. Sie sagen und schreiben: Es sei geschehen durch ein gerechtes Gericht Gottes. Jetzt mache ich die Erfahrung, daß die menschlichen Bündnisse eitel sind, daß unsere Waffen geistlich sein sollen und nicht fleischlich, daß nicht Egypten unsere Kraft sein soll, sondern der allmächtige Gott. Das Reich Christi besteht darin, daß wir unsern Feinden wohlthun, jegliche Unbill und Schmähung, ohne Rache, ertragen, mit Geduld aushalten und unser Vertrauen auf Gott allein setzen. So oft ich an Zwingli gedenke, so staune ich, klage und verwünsche ich das Unheil, welches so viele Prediger des Evangeliums zum Krieg hingetrieben hat, und halte die Schweizer für grausame Heiden, für reißende Thiere, nicht für Menschen.