Nr. 693 (C. R. – 3663)
Der König hatte Baudouin zum Erzieher seines natürlichen Sohnes, Charles Bourbon, gewählt. Der erwähnte Brief an Marguerite de Valois ist 130.
Ermunterung. Warnung vor Baudouin.
Madame, zu unserm großen Bedauern müssen wir noch für einige Zeit die Anwesenheit meines Bruders, Herrn Bezas, entbehren. Denn unsere Kirche leidet darunter, und die Schüler, die hier sind, um Theologie zu studieren, bleiben zurück, da ich nicht allem genügen kann. Da es nun aber sein muss, bitte ich Gott, Madame, er wolle den Erfolg, den Bezas Wirksamkeit für die Förderung des Reiches Jesu Christi haben wird, uns dafür zugute kommen lassen zu unserer Freude oder wenigstens zur Erleichterung unserer Notlage. Indessen haben wir doch auch Gott zu preisen, dass er so kräftig in Ihnen wirkt, Madame, und Sie alles überwinden lässt, was Sie vom guten Weg abziehen könnte. Es wäre nur zu wünschen, dass der König, Ihr Gemahl, diese Entschlossenheit zum guten Beispiel nähme und selbst auch nicht mehr zwischen zwei Wassern schwimmen wollte. Ich weiß, wie Sie daran arbeiten, aber ich bitte Sie, Madame, wenn Sie nicht sobald ans Ziel gelangen, wie es zu wünschen wäre, so lassen Sie sich durch das lange Warten nicht müde und kalt machen. Übrigens, wie dem auch sei, – Sie wissen, Madame, wie sorglich Sie sich davor hüten müssen, sterblichen Geschöpfen zu Gefallen von Gott zu weichen, und das muss Ihnen Mut machen, eifrig weiter zu wandern bis an das Ziel, das Ihnen gesteckt ist, welche Winde Ihnen auch entgegen blasen mögen.
Ich habe Sie, Madame, auch auf etwas aufmerksam zu machen, was ich gerne ließe, wenn ich dürfte; aber ich denke, wenn Sie den Grund gehört haben, der mich zwingt, so werden Sie mein Vorgehen schon entschuldigen. Es betrifft dies nämlich einen Kerl, den der König, Ihr Gemahl, zum Erzieher seines natürlichen Sohnes gemacht hat. Dieser Mensch ist ein Apostat und Verräter Gottes und des Glaubens und hat auch in einem gedruckten Buch alle erdenklichen Beleidigungen gegen mich von sich gegeben. Abgesehen davon nun, dass er mit dem Namen des Königs, Ihres Gemahls, prahlt, dem damit wenig Ehre angetan ist, braucht er auch die Königin selig, Ihre Mutter, zum Schild wider mich, weil sie einmal erzürnt war, dass ich die Sekte der Libertiner so scharf bekämpfte. Ich antwortete ihr damals darauf und sende Ihnen, Madame, nun die Kopie dieses Briefes, die unser Bruder des Gallars vor mehr als vierzehn Jahren geschrieben hat, damit Sie die Sache richtig beurteilen können. Ich habe nicht vor, Sie gegen ihn einzunehmen; Sie können tun, was Gott Ihnen zeigt; aber ich kann mich nicht enthalten, Madame, Sie zu bitten, Sie möchten durch ein Machtwort dafür sorgen, dass er Ihre Frau Mutter nicht ins Spiel zieht, sonst sähe ich mich gezwungen, die Sache Gottes zu verteidigen und dabei mehr zu sagen, als ich möchte. Der boshafte Kniff solchen Gesindels ist es, sich mit dem Namen von Fürstlichkeiten zu decken, um dadurch den Dienern Gottes den Mund zu stopfen; umso mehr müssen die Fürsten solche Leute mit starker Hand danieder halten.
Damit, Madame, empfehle ich mich untertänigst Ihrer Gewogenheit und bitte den Vater im Himmel, er wolle Sie in seiner Hut halten, Sie leiten mit seinem Geiste und Ihre Majestät wachsen lassen in allem Guten.
24. Dezember 1561.
Ihr untertäniger Diener
Charles d´ Espeville.