Der erwähnte Hotman (vgl. 261) war ein Refugiant aus Paris.
Klage über die Zurücksetzung eines Freundes.
Bis ich dir nächstens eine neue Last auferlege, nämlich, mir einen Brief nach Zürich zu besorgen, bitte ich dich einstweilen, mein lieber Haller, du möchtest mir den Dienst erweisen, den ich jetzt von dir fordere. Konrad Curio, zurzeit Schulmeister in Burgdorf, hat mich veranlasst, mich bei einem Buchhändler für ihn zu verbürgen. Weil ich nun mit Mahnen nichts erreicht habe, will ich ihn jetzt etwas schärfer am Ohr zupfen, um nicht selbst für die Fahrlässigkeit eines andern gestraft zu werden. Wenn es dich nicht belästigt, schicke ich dir den Brief, damit du ihm ihn bald und sicher zustellst. Wäre ich nicht deiner Liebe zu mir sicher, so wagte ich es nicht, dir so etwas aufzubürden.
Herrschte doch ein gleiches Vertrauen [uns gegenüber] bei allen! Aber ich sehe, der Satan hat noch zu viel Gewalt unter denen, die als Christi Diener gelten wollen. Dass neulich Hotman von Euch zurückgewiesen und nicht zum Diakonat zugelassen wurde, dafür sehe ich keinen andern Grund, als dass er eine Zeitlang bei mir gewohnt hat. Und doch bin ich kein Mensch, dessen Hausgenossenschaft frommen und gelehrten Leuten schaden dürfte. Wer so zügellos wild hasst, wird nie zustande bringen, dass mich meine Wirksamkeit, die ich für die Kirche übernommen habe, reut, sondern er wird sich nur bei allen Guten Hass und Schande in gleichem Maß erwerben. Das Übrige will ich noch zwei bis vier Tage aufschieben. Lebwohl, trefflicher Mann und liebster, verehrter Bruder im Herrn. Der Herr leite dich und deine Familie.
Genf, 26. November 1549.
Dein
Johannes Calvin.