Melanchthon, Philipp – An Herzog Albrecht von Preußen.

Wittenberg, 25. Dez. 1547

Gottes Gnad durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum unsern Heiland zuvor. Durchlauchtiger rc. Wiewohl die Welt leider für und für zum End nicht allein schwächer, sondern auch untugendlicher wird, so sollen doch wir, die wir gewißlich glauben, daß ein ewig göttlich Wesen sei, das alles geschaffen, und ihm eine ewige Kirchen im menschlichen Geschlecht um seines Sohnes Jesu Christi willen durch sein Evangelium allezeit sammlet, wie solches ohne Zweifel wahr ist, festiglich schließen, daß wir, die wir das Evangelium lernen, lieben und pflanzen, gewißlich Gottes Kirch seien; wie der Sohn Gottes gesprochen: wer mich liebet, der wird meine Red behalten, das ist, meine Lehr treulich erhalten helfen, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen: Dieser Trost soll ewiglich in unsern Herzen leuchten und brennen, daß wir wissen, daß uns Gott gnädig sein, und erhören und ewiglich helfen wolle. Darum obgleich jetzund große Gefährlichkeit und Anfechtung vor Augen ist, so wolle doch E. F. G. sich zu diesem Trost halten, und nicht zweifeln, Gott wird uns nicht versinken lassen. Und dieweil wir diesen Brief am hohen Fest geschrieben, daran die Gedächtniß der wunderbarlichen Geburt unsres Heilands Jesu Christi gehalten wird, welcher Tag der Anfang ist des neuen Jahrs, so bitten wir denselben unsern Heiland Jesum Christum, der wahrhaftig Gottes Sohn ist, und gesprochen hat: ich will bei euch sein bis ans Ende der Welt, er wolle Ew. F. G. und seiner Kirchen ein friedlich selig neu Jahr geben, und sie schützen und bewahren wider alle Feind. Denn er gewißlich der Herr, der wider den Teufel und alle Feind des Evangelii das schwach und verlassen Häuflein bewahrt, das Gott in rechter Erkenntniß des Evangelii anruft; wie er spricht: niemand wird meine Schafe aus meiner Hand reißen. Wir hoffen auch, er werde dem Kaiser nicht gestatten, die Aufrichtung der Abgötterei auszuführen. Und wiewohl große List und Gewalt versucht werden, so haben wir doch diese Regel: was aus Gott ist, wird nicht vertilget.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862