Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (219).

Der Rat setzte am 17. Dezember eine Kommission zur Aussöhnung der Parteien ein unter Calvins Vorsitz, wozu auch Perrin seine Zustimmung gab.

Von den bedrängten Verhältnissen eines Freundes. Schwierige Aussöhnungsverhandlungen.

Unser armer Saunier tut auch mir sehr leid. Möchte sich doch irgendeine Art zeigen, ihm zu helfen. Ich habe alles versucht, ohne Erfolg. Es ist niemand zu finden, der ihm Geld leihen will. Du weißt ja, wie die Zeitverhältnisse sind. Unter allen meinen Freunden ist heute keiner, der bares Geld hätte, das er in Landbesitz anlegen möchte. Dumont wagte ich nicht vorzuschlagen. Doch wird es nichts schaden, zu versuchen, ob er mit ihm etwas abmachen kann. Mit Gauchier Farel sprach ich auch, als er neulich hier durchreiste. Aber wenn ich mich nicht irre, wird er sich kaum dazu bewegen lassen. Wenn sich hier nichts bietet, so bleibt noch übrig, dass Saunier sich nach Bern wendet, eher als dass er sich stets in Sorgen verzehrt.

Unsere hiesigen Verhältnisse sind um nichts besser geworden. Ich höre nicht auf, vorwärts zu drängen; aber ich kam wenig, ja fast gar nicht, weiter. Eben komme ich aus dem Rat zurück. Ich habe viel gesprochen, aber das ist, wie wenn man Tauben eine Geschichte erzählt. Der Herr gebe ihnen wieder Verstand. Ich schreibe an Farel nicht; berichte du ihm alles. Lebwohl, liebster Bruder und Freund. Grüße alle Brüder und Freunde. Deiner Frau viele Grüße. Meine Frau ist ihre Gesellin im langen Kranksein. Ich fürchte, es gibt etwas Unerwünschtes. Das gegenwärtige Übel drückt uns schon genug. Möge Gott sich uns gnädig zeigen.

23. Dezember 1547.
Dein
Johannes Calvin.