Melanchthon, Philipp – An Wilhelm Herzog von Jülich und Berg

17. Juli 1543

Dem Durchleuchten hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Wilhelm, Hertzogen zu Julich, Gelern, Cleve und Berg, Graven zu der Mark, Zutphen und Ravenßberg, Herrn zu Rabenstein, meinem gnädigen Herrn.

Gottes Gnad und Fried durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum, unsern Heiland, zuvor. Durchleuchter, hochgeborner, gnädiger Fürst und Herr. Daß E. F. G. zu christlicher Besserung der Kirchen in ihrer F. G. Landen geneigt sind, das ist löblich, christlich, und warlich die hohe Nothdurft. Der ewige Gott wolle zu diesem Werk E. F. G. stärken und schützen. Daß aber E. F. G. mich erfordern, füge ich E. F. G. zu wissen, daß ich allhie auf dem Landtag aufgehalten bin, darum ich vor gehaltnem Landtag nit abkommen kann. So es aber hernach E. F. G. Gelegenheit seyn wird, will ich gehorsamlich erscheinen. Es wird auch ohne Zweifel alsdann E. F. G. die Colnische Reformation zugesandt werden, daraus E. F. G. vernehmen werden, daß man allhie auf Besserung der Lehr und Gottes Dienst gearbeit hat, und nit, denen von Adel etwas zu entziehen, wie viel von solchen Sachen beschwerlich reden. Der ewige Gott, Vater unsers Heilands Jesu Christi, bewahr E. F. G. und erhalte sie bei Land und Leuten zu seinem Lobe. Datum Bonn 17. Julii

E. F. G.
unterthäniger Diener
Philippus Melanthon

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volumen V.
Halis Saxonum
Apud C. A. Schwetschke et Filium
1838