Luther an die böhmischen Brüder in Leitomischl.

Den ehrbaren und frommen Männern, den Brüdern in Leitoyschl, den in Christo Geliebten.

Gnade und Friede im Herrn! Längst, vortreffliche Männer, hätte ich an euch geschrieben, aber ich bin so mit Arbeiten überhäuft, so von Krankheiten gequält, daß ich mehrmals meine Pflichten unerfüllt lassen mußte und noch lassen muß. Dazu treffen sich sehr selten sichere Boten. Eure Apologie konnte ich keinem Drucker in die Hände bringen, sie schützen in diesen schwierigen Zeiten die Gefahren großer Verluste vor, denn gute Bücher kommen wegen der Menge schlechter in Mißachtung. Das Büchermachen hat kein Ende, und so wie die schlechte Münze die gute vertreibt, so die schlechten Bücher die guten. Deßhalb sende ich euch eure Bücher zurück, denn ich kann ihren Druck nicht besorgen, weil die Drucker so viele Schwierigkeiten machen. Denn wie ich eurem Boten erklärt habe, ich für meine Person finde an der Apologie Gefallen. Dieß erkläre ich offen, ja ich setze noch hinzu, daß ihr mehr thuet und leidet, als das Evangelium verlangt. Es ziemt sich indeß, Gott um das Gedeihen der Kirche und das Wachsen seines Ruhmes zu bitten. Gehabt euch wohl in seinem Schutze!

Gegeben in Wittenberg in der Vigilie des heiligen Evangelisten Marcus 1538.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Elfter Band.
Briefe vom Juli 1536 bis August 1538
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1907