Ambrosius Blarer an Martin Bucer

Du wirst, mein lieber Bucer, ein Exemplar des Briefes gesehen haben, den Luther neulich an einen Augsburger, jedenfalls zur Unzeit, um nicht zu sagen in gottloser Weise, geschrieben hat. Dieser Brief quält mich so sehr, wie schon lange Zeit nichts mehr. Ich glaubte, daß jener zu erhitzte Geist sich etwas gemäßigt, und daß ihn unsere Offenherzigkeit und Bescheidenheit zu besserer Einsicht gebracht hätte. Wie ich aber sehe, steht es jetzt mit unserer Sache bei den Lutheranern schlimmer als je … wie entbrannte in mir das Herz, als ich las, daß diese schönen Helden uns die Papisten vorziehen, uns die Sakramente und jedes reinere Christenthum absprechen und dazu den Tod Zwingli’s als ein sicheres Zeichen des über uns ausgebrochenen göttlichen Zorns in’s Angesicht werfen! Steh auf, steh‘ auf, gütigster Vater, befreie uns von so schwerer Unbill, die nicht uns sowohl als Dich selber trifft!