Luther, Martin – An Leonhard Beier.

Gnad und Friede in Christo. Ihr habet in jener Ehesache, von der Ihr mir Meldung machet, ganz richtig geurtheilet, mein bester Leonhard! Wollte der weltliche Arm mit Strenge verfahren, so könnt er diesen ehrlosen, unverschämten Hurer in der ersten Hitze des Eifers auf das schärfeste hernehmen, oder gar Landes verweisen. Wenn also das Mägdlein sich nicht gütlich überreden läßet, daß es ihm verzeihe, und drein willige, so kann und darf sie mit Recht und Fug nicht gezwungen werden. Was kann man sich für eine glückliche Ehe versprechen, wenn der Brautigam schon vor der Einsegnung so was sich erkühnet! Gehabet Euch wohl im Herrn.

Wittenberg Mittwoche nach Aegidius. 1525 [6.9.]

Euer
Martin Luther

Quelle:
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.