Luther, Martin – An Lazarus Spengler, v. 4. Februar 1525

Zuerst im Leipz. Supplement S. 87. Dann bei Walch XXI. S. 85. De W. II. 622.

Dem vorsichtigen und weisen Lazaro Spengeler, Syndico der Stadt Nürnberg, meinem günstigen Herrn und guten Freunde.

Gnad und Fried in C. Vorsichtiger, günstiger, lieber Herr und Freund! Aus eurem Schreiben, nächst an mich gethan, habe ich Freud und Unlust empfangen: Freude an dem, daß Christus so wacker bei euch ist und auf die Wölfe siehet; Unlust, daß der Verfall so ferne schon kommen ist durch des Teufels Boten, daß solche Artikel unter christlichem Namen in Zweifel und Verläugung gehalten werden. Denn wiewohl ich allezeit den Altstädtischen Geist verdacht habe, er werde doch hinaus louden, meinet ich doch nicht, daß schon sollte geschehen sein. Aber gut ists, daß solche Gräuel an Tag komme, damit solcher Geister Bosheit und Vornehmen bekannt und zu Schanden werde. Daß ihr aber nachfragt, wie sie sollten zu strafen sein, acht ichs auch noch nicht für blasphemos, sondern halte sie wie die Türken oder verlenkte Christen, welche nicht hat zu strafen weltliche Obrigkeit, sonderliich am Leibe: wo sie aber die weltliche Obrigkeit nicht wollten bekennen und gehorchen, da ist alles verwirkt, was sie sind und haben; denn da ist gewißlich Aufruhr und Mord im Herzen, da gebührt weltlicher Obrigkeit einzusehen, darinnen sich eure Herren ohn Zweifel wohl wissen zu halten. Bittet Gott für mich, dessen Gnade sei mit euch allen, Amen. Zu Wittenberg, am Sonnabend nach Purificationis, 1525.

Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luther’s vermischte deutsche Schriften Nach den ältesten Ausgaben kritisch und historischc bearbeitet von Dr. Johann Konrad Irmischer Deutsche Briefe. Erster Band. Frankfurt a. M. und Erlangen, Verlag von Heyder & Zimmer. 1853