Kurfürst Johann von Sachsen an Luther

4. Mai 1531

Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdiger, Hochgelahrter, Lieber, Andächtiger! Wir geben Euch gnädiger Meinung zu erkennen, daß der hochgeborn Furst, unser lieber Vetter, Schwager und Gevatter, Herzog Heinrich von Sachsen gestern anher zu uns kommen ist. Nu vermerken wir, daß er sonder Neigung hätt, Euch zu sehen und Euer Predigt zu horen. Weil dann niemand weiß, was vielleicht Gott der allmächtig durch solichen Zufall wurken mocht, so begehrn wir gnädiglich, Ihr wollet heint in der Nacht ungefährlich umb zwo Uhr vor dem Tag fruhe zu Witnberg aufsein, Euch anher fugen, und sobald Ihr kommen werdt, so wöllet uns solchs zu Stund vermelden. Daran thut Ihr uns zu Gefallen, das wir auch mit Gnaden zu erkennen geneigt sein. Datum Torgau, Dornstags nach Jubilate Anno Domini XXXI.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903