Melanchthon an den Stadtrath zu Mülhausen, 6.1.1542

Gottes Gnad durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum unsern Heiland zuvor. Ehrbare, weise, vornehme günstige Herren. Nachdem ihr an mich geschrieben, einen frommen wohlgelahrten Mann zu Regirung der Schul zu Molhusen anzuzeigen, als hab ich mit Zeigern dieser Schrift, Hieronymo Wolfio von gedachtem Dienst geredt, denn er ist sehr wohl gelahrt, und guter Sitten, und verständig, hat vor auch Schulen regirt, und hat zu dieser Arbeit, die warlich nicht gering ist, mehr Willens und Neigung, denn sonst bei vielen Schulmeistern gespürt wird. Dieweil er sich denn erboten, euch fleißig und treulich zu dienen, hab icch ihm Schrift an euch geben, und stelle zu euch, was ihr mit ihm schließen werdet, denn ich nichts geschlossen, thue aber euch wahrhaftigen Bericht, daß er zu gemeldtem Dienst sehr wohl geschickt, fromm, sittig und gelahrt ist. Wollet derwegen euch gegen ihn deß freundlicher erzeigen, in Betrachtung, daß ein treuer Schulmeister viel Gutes wirken kann, und zu Gottes Ehre und Erkanntniß die Schulen vornämlich dienen, welche alle Vernünftige zu fördern schuldig sind. Und euch zu dienen bin ich willig. Der ewige Gott bewahr euch, und gebe seinen Segen zu Anrichtung eurer Kirche und Schule, daß beide zu rechter Erkenntniß und Ehre Gottes und zu Wohlfart und Fried in eurer Stadt dienen. Datum Witteberg, 6. Ianuarii 1542.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen V.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1838

Luther, Martin – Ein Sendbrieff an die ersamen und weysen Herrn Burgermeyster / Rhatt und gantze Gemeyn der Stadt Mulhausen.

Den ersamen und weysen herren Burgermeyster / Rhat und gantzer Gemeyn der Stadt Mulhausen / meynen lieben herrn und guten freunden.

Gnad und frid in Christo Jhesu unserm heyland. Ersamen weysen lieben herren / es haben mich gute freund gebeten / nach dem es erschollen ist / wie sich eyner / genannt Magister Thomas Muntzer / zu euch in ewr stat zu begeben willens sey / euch hierinnen treulich zu raten und warnen vor seiner lere / die er auß Christus geist hoch rhumet / zu hutten / welch ich dann als mich Christliche trew und pflicht vermanet / euch zu gutt / nicht hab unterlassen wollen / war auch gar willig und geneigt gewest / weyl ich heraussen bin in landen selbst personlich euch zu ersuchen. Aber mein gescheft im truck zu Wittenberg mir nit weytter zeit noch raum lest / Bit derhalben / wollet gar fleyssig euch rursehen vor disem falschen geyst und propheten / der in schaffs kleydern daher gehet / und ist inwendig eyn reyssender wolff. Dann er hat nun an vilen orten / sonderlich zu Zwickaw / und yetzt zu Alstedt / wol beweiser was er für eyn baum ist /weyll er keyn ander frucht tregt / dann mord und auffrhur / und blutvergiessen anzurichten / darzu er denn zu Alstedt öffentlich gepredigt / geschriben und gesungen hat. Der heylig geyst treybt nicht vil rhumens / sondern richtet grosse ding zuvor an / ehe er rumet. Aber diser geyst hat sich nu bey dreyen jaren trefflich gerhumet und auffgeworffen und hat doch biß her nicht eyn thetleyn thon / noch eynige frucht beweyset / on das er gerne morden wollt / wie ir des gutte kuntschafft beyde von Zwickaw und Alstedt haben mugt / Auch sendt er nur landtlauffer / die Gott nicht gesandt hat (dann sie kunnens nicht beweysen) noch durdi menschen beruften sind / sondern kumen von in selbst / und gehen nicht zu der thur hineyn / Darumb thun sie auch / wie Christus vor von denselben sagt / Johannis. Alle die vor mir kumen sind / die sind dieb und morder. Über das vermag sie niemandt / das sie anß Hecht weiten und zur antwortung stehen / on bey ires gleichen / Wer in zuhört und volget / der heyst der außerwelt gotes sun / wer sie nit hört / der muß gotloß seyn / und wollen in todten. Wie doll ding aber ire lere sey/were vil zu sagen/ Aber es wurdt bald an tag kumen Wollen euch aber solch meyne rede nit bewegen / so thut doch also / und volziehet die sach mit eim aufschub / biß ir es baß erfart was es für kinder sind. Denn es ist angangen / es wirt nicht lang im finstern bleyben. Treulich meyne ichs mit euch / das weiß got / unnd wolt ewer fahr und schaden gerne zuvorkummen / wo es Got wolt / des hoff ich solt ir mir selbst gut zeugnus geben. Denn ich mich ya rhumen kan in Christo / das ich mit meyner lere und ratt nyemandt ye keyn schaden gethon hab / noch gewolt / wie diser geyst furhat / Sonder bin yederman trostlich und hulftlich gewesen / daß ir disen meynen ratt ye billich nicht ursach habt zu verachten. Wo ir aber solchs veracht / den propheten annemet / und euch ungluck darauß entspringt / bin ich unschuldig an ewerm schaden / dann ich euch Christlich und freundtlich gewarnet hab. Es neme in ein ersamer ratt für sich auch vor der gantzen gemeyn (kan es geschehen) und frage in wer in her gesandt oder geruffen hab zu predigen / Es hatt ye der ersame rhat nicht gethon. Wenn er dann saget / Got und sein geyst hab in gesand / wie die Apostel / So last in dasselb beweysen mit zeychen und wunder / O der weret im das predigen / Denn wo Gott die ordenliche weyß will endern / so thut er alwegen wunderzeychen dabey. Ich hab noch nie geprediget noch predigen wollen / wo ich nicht durch menschen byn gebeten und beruften / Dann ich mich nicht berhumen kan / das mich Gott on mittel von hymel gesandt hat / wie sie thun / und lauften seibert so sie doch niemandt sendet noch ledt (wie Hieremias schreybt) Darumb richten sie auch keyn guts an. Gott gebe euch seyn genad / seynen götlichen willen treulich zu erkennen und zu volbringen / A. zu Weynmar am sontag Assumptionis Marie.

Martinus Luther.