Calvin, Jean – An die Pfarrer in Straßburg.

Begleitschreiben zur Schrift gegen Westphal.

Obwohl ich neuerdings erst eine Enttäuschung an Euch erlebt habe, so höre ich doch nicht auf, Euch zu lieben und fromme, wahrhaft brüderliche Gemeinschaft mit Euch zu wünschen, ja, was an mir liegt, so will ich sie bis aufs Äußerste festhalten. Wenn ich mich über eine Enttäuschung beklage, so vernehmt ohne Euch zu ärgern, was ich damit meine. Nämlich, als ich vor kurzem an Herrn Marbach schrieb, aber so, dass der Brief Euch allen galt, da hätte man mich, meine ich, wohl einer Antwort würdigen dürfen. Aber niemand geruhte, mich nur mit einem Wörtlein grüßen zu lassen. Ich habe doch sicher nicht so unter Euch gelebt, dass man mich verachten müsste. Doch wird diese kleine Kränkung, wiewohl sie mich ein wenig betroffen machte, mir nicht Anlass geben zur Entfremdung, sondern ich werde fortfahren, Euch zu lieben und in guten Treuen Euer Freund zu sein, ja ich vertraue sogar so auf die Gegenseitigkeit dieses Wohlwollens, dass ich jetzt, weil unruhige Köpfe unsere Sakramentslehre geißeln, Euch diese kurze von mir herausgegebene Erklärung dieser Lehre überreiche, damit, wenn Ihr meine Schrift billigt, dies unsere Freundschaft noch mehr bestärke. Denn ich hielt es für Unrecht, mich von der Kirche, deren Diener ich einst war, zu trennen. So habe ich, was ich in Straßburg offen bekannte, und was die Billigung der frommen Knechte Christi, Capito und Butzer, gefunden hat, auch in dieser Schrift treulich zusammengefasst und dabei solches Maß gehalten, dass es jedenfalls auch Euerm Gerechtigkeitssinn genügt. Wenn ich erfahre, dass Euch dies mein Tun genehm gewesen ist, so habe ich Grund, mir Glück zu wünschen. Lebtwohl, Ihr trefflichen Männer und von Herzen verehrten Brüder. Der Herr sei stets mit Euch; er leite Euch mit seinem Geiste und segne Euer frommes Wirken und die ernste Gesinnung, die Ihr vor kurzem in lobenswertester Weise gezeigt habt.

Genf, 18. Januar 1555.

Luther, Martin – An die Prediger zu Straßburg.

Gnade und Friede im Herrn. Euer Schreiben, ihr werthesten Herrn Brüder, ist mir sehr angenehm gewesen, weil ich daraus versichert worden, daß ihr in Ernst ehrlich und redlich gesinnet seid unsre Eintracht herzustellen; darum ich euch hinwiederum bitte versichert zu sein, daß ich solche Eintracht so begierig annehme, als mir unser Herr Christus gnädig sein soll. Und zweifelt nicht, daß so viel an mir ist, nicht Alles von mir gefordert, ja mir befohlen werden kann, daß ich nicht für diese Sache gerne thun und leiden wollte. Lasset uns nur fortfahren, daß, was Gott angefangen, er auf unser eifriges Bitten und Flehen vollbringe, damit diese Eintracht recht gründlich und fest werde, ohne irgend ein Bedenken und immerwährenden Anstoß! Amen.

Uebrigens, wertheste Brüder, weil diese Sache viele und große, theils Fürsten, theils Völker betrifft, haben wir darauf zu denken, wie wir eine Zufammenkunft halten, darinnen wir sowohl in dieser als andern Sachen durch gutes Gespräch Alles zu einem rechten Vergleich bringen, und zwar je eher je besser; denn die Sache ist es werth, daß man darüber Zeit und Kosten, so zu reden, verschleudere, wie ihr selbst leicht finden werdet. Wenn ich auch dabei sein soll, müßte man einen Ort in Hessen, oder in unserm Coburg nehmen; denn unser Fürst möchte mich wohl nicht außer Landes lassen. Berathet euch demnach mit den Brüdern, wegen der Zeit und des Orts, und laßt es uns wissen, daß wir es unserm Fürsten melden, und auch den Brüdern in Sachsen, Pommern und Preußen kund thun, daß sie Einen in ihrem Namen abschicken, oder es Jemanden von uns auftragen. Denn ein Haufen Leute wollte ich nicht eben gern beisammen haben. Der Herr Jesus sei mit euch, er gebe uns immer mehr Gnade und Friede unter uns Allen, Amen. Wittenberg, den 5. October 1535. Euer Bruder in Christo.

Martin Luther.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867

Die von Gemmingen an die prediger zu Strassburg.

Die von Gemmingen an die prediger zu Strassburg.

(Antwort durch Johann Brenz begriffen.)

December 1525. Gnad und frid von unserm Herrn. Liben N. Wir haben ewer schreyben, das hailig Sacrament, Wein und brot betreffend empfangen, dasselbig mit fleys gelessen, Darbey ewer fruntliche Cri. stenliche lieb gegen uns verstanden, so sich aussgewsst, auch uns, 80 wir irtten, zuunderrichten. Und ist nit weniger: Wir haben ein gross trawren, das under den Ihenigen, so einikait zepredigen von got gewidempt, eben glych in dem Sacrament, das der rechten cristenlichen einikait zeychen ist, unainikait entsten sol. Were auch unsers bedunckens vil geradtner gewesen, solichs under ainander erstlich geschrifftlich, dan offentlich in truck, auch uff den Cantzeln mundtlich ausszurichten. Als vil wir mogen vermercken, bringt solcher zanck dem wort Gottes ein grossen stoss, etlich werden erger, etlich im glauben schwecher, auch verirter. Wan die sach allein das Sacrament, Wein und brot angieng, wer vileicht nit so hoch daran gelegen. Warumb wolten die Cristen sovil umb ein zeytlich zergencklich dingk, als da ist wein und brot, fechten. Sie sehen on zweyffel uff grossere, ja wirigere guter. Aber der handel langt auch an das untzergengklich ewig wort gottes, das jnen die glaubigen nit mogen noch konden weder mit gewalt noch fleischlicher ausslegung nemen lassen. Wie nu dem allem, So lassen wir uns so ferr am nachtmal Cristi gelegen, der einfeltigen schlechten wort unsers Herrn (nempt und esset, das ist mein leip etc.) benugen, Darneben got bitend, das er uns im glauben der wort wol erhalten und von seiner gnad nit entsetzen. Aber der ausslegung halb, so einigkliche parthey uber die wort furt, wollen wir uns nit vast bekumern. Der Zanck ist uns laid, wolten jn auch gern, wo wir mochten, wenden. Dieweyl aber ye das spil mit euch baiden partheyen gewagt, vermogen wir nit mehr, so wollen wir doch zusehen.

Nu ewer schreyben zu uns gethon belangendt, haben uns unsere prediger ein solche beschaid geben. Es ist menigklich kundt und wussend, das got unser Herr ein brun aller gnaden und ein houptsacher alles gutten ist. Solich gnad und gute, wie das genent mocht werden, kan nit anders fruchtbarlich von jme entpfangen werden, dan durch den glauben: also das Got das gut gibt, der glaub nimpt es an. Wiewol nu der Herr sein geben und mitteyln an kein eusserlichs elementisch gebunden, Idoch so hat er in seinem geben und mitteyln ein ordnung, ein gemein lauff, ein mittel, dadurch er gibt und handelt, glych wie es nit der leiplichen gesunthait zugeet. Dan solche gesunthait ist ein gab gottes und an kein eusserlich dingk gebunden. Er kan und mag ye on alles mittel die gesunthait verleyhen, wie an vilen von Cristo gesundt gemacht gesehen. Aber doch ist das der gemein brauch und lauff, das er gesunthait verleye durch Kreuter, Ertznei und andere speyssung, nit das er an diss eusserlich die seiner gesunthait binde, Sunder das diss die gemein ban seyn, dardurch er leuffig wircken wil.

Also auch hat Got die gaben der selikait weder an eusserlich wort noch Sacrament gebunden; Aber doch nimpt das den gemeinen lauff nit, es bleypt noch die ordnung, das got durch eusserlich wort und Sacrament wirckt. Hirumb ist in der ytzige disputation nicht die frage, wer geb oder mitteyl, wie das geben fruchtbarlich sol entpfangen werden. Dan ein igklicher recht verstendiger wol weyst, das got gebe und der glaub entpfahe: Sonder dieweyl got gemeinem brauch nach wirckt durch mittel, eusserlich wort und Sacrament, So fragt man, was das eusserlich wort und sacrament sey, Nemlich ob das eusserlich wort auch ein wort gottes sey, Und ob das Sacrament, brot und wein des nachtmals sey auch der leip und das plut Cristi. Es ist wol zum tail ein uberflussige unnottige frag. Das nottigst aber ist die gnade und der glaub, daruff alle predig und lere gericht sein soll. Wer hat aber anderst die frag erweckt und ein zweyfel in die hellen wort Cristi des nachtmals geworffen dan der furwitz ? Dieweyl nu die frag vor augen ligt und der gleubig ye eins beschaids gewertig ist, bedunckt unsere prediger, Wan man frag, was brot und Wein des nachtmals seyen, und geantwort werd: Iss und trinck und thu das zur gedechtnus des tods Cristi, oder glaub, das euch der Herr sein leip zuerlossung geschenckt habe, das der frag in keinen weg gnug sey geschehen. Dan es an andern orten des evangeliums clarlich gnug verstanden wurt, das Cristus sein leip und leben fur uns gegeben und uns geschenckt hab. Itzund aber ist nit die frag, Ob cristus sein leip uns geschenckt hab, Sunder was das brot und wein des nachtmals sey, warfur mans halten sol, gleych als wan ein geladner gast wolt fragen, was die furgesetzt speys were, wurde es nit von dem wirt verantwurt sein, so er sprech: Iss und trinck, Ich hab dir mein gut geschenckt. Es wer wol die frag des gast ein furwitzige, ja schir undanckbare frag, er solt von dem wirt vergut nemen und sich der furgesetzten speys bringen lassen in guter zuversicht, die speys wer nit ungesundt, dieweyls jm sein frundt fursetzt. Wan aber ein fremder daher lieff, wolt dem gast etwas anders auss der speys machen, dafur er es hielt, wer wolt jm verubel haben, was die speys were zu fragen? Solt es ye einem ubel verkert werden, mocht es wol mer belangen den fremden zenkischen, dan den gast. Get es nit eben also mit dem Sacrament? Cristus nimpt das brot, spricht: Nempt, esset, das (brot) ist mein leip, und ein igklicher cristenlicher gast hat das brot fur den leib cristi gessen. Sie aber, ein fremder leufft herby, spricht: Hore, die speys ist nit ein solche speys, darfur du sie haltest, es ist nit der leip Cristi, sunder allein ein zeychen: Were wolt nu dem gast verubel haben zufragen, was doch die speys were?

Wolan die frag ist vorhanden, wil man jr gnug thon, so muss es stracks nit umbschweyffig geantwort sein. Es mag aber freylich nit bass geantwort werden, dan mit dem wort Cristi, der das brot sein leip haisst, Sprechend: Nempt, essendt, das ist mein leip. Und so es unlaugenbar, das durch ditz wort des nachtmals uns geschenckt und gegeben der leip Cristi, Wer wolt es fur ein Irtumb antziehen, so man das brot den leip Cristi warlich nennet, Dieweyl doch eben diss wort, dardurch uns der leyp heimgetragen wurt, uff das brot des nachtmals gericht ist. Solt man darumb sagen, es wer ein gebrottelter leyb? gleychwie paulus von dem wort gottes zu den Thessalonichern schreybt: Wir dancken on underlass got, das Ir, do Ir entpfingend von uns das wort gotlicher predig, nampt jrs uff, nit als menschen wort, Sonder wie es dan warhafftig ist, als gottes wort etc. Was hat paulus predigt? Das gots wort? Hat man doch nichtz anders von seinem mund gehort, dan ein gethöne der bustaben, Sillaben und eusserlich worten! Wie gethat er dan sprechen, sein predigt wort sein warhafftig ein gottes wort. Sehendt zu, wer wolt nu diss nit fur ein Sophistischen fundt rechen, so einer zufure, sprech, gottes wort liess sich nit bustaben oder worteln, ja gottes ewig wort hab einmal ein menschen angestraifft, lass sich aber nit illiterirn, inverbiern, wie es inhumaniert ist worden. Und dieweyl gots wort ewig lebendig, auch unzerstorlich ist, Und das wort, so mundtlich von paulo gepredigt, als ein gethon und buchstaben zergengklich und todt sey, wurt freylich S. paul der lugen gestraft werden, das er sein gethon ein warhaftigs wort gottes nennt. Oder wolt man jn beschonnen, must es irgentz mit eim glosslin zugen, Nemlich das das wort pauli mundtlich gepredigt wer nit das recht wort gottis, Sonder beteutet dasselbig. Wo blieb aber der hell clar spruch? Es ist warhafftig das Wort gottes. Hiemit stimpt auch Cristus Jo. 8: Eben das bin Ich, das Ich red. Wie? Ist Cristus ein gethone? oder buchstab? man waiss vast wol, das gethon, buchstab, syllaben und worter ein zergencklich tod dingk seyn. Aber das mundtlich wort gottis ist nit allein ein gethöne oder buchstab, es pleypt wol gegen den unglaubigen ein gethone und tod, Es ist aber warlich an jm selbs ein ewig leben, und wer sich daruff fusst, der empfahet auch das ewig leben. Wie dan auch Cristus selbs in seinem Vaterland uncrefftig und als ein ander mensch was, der doch warlich all crefft het.

Also auch ist von dem Sacrament zureden. Das wort des nachtmals (das ist mein leyp), wie jr selbs bekent, bringt uns, gibt und schenckt uns den leyp Cristi. Dieweyl es nu uff das brot des nachtmals gericht ist: Das (brot) ist mein leyp, was wolt hindern, das damit der leyp nit eben als wol gereicht wurde, als wan es allein on brot furgetragen ist. Hindert doch das zergencklich buchsteblich gethon das Wort nichts, das es darumb kein onzergencklich unausssprechlichs wort gottes sey: Solt dan das zergencklich gebacken brot hindern, das es nit der leip Cristi von des worts wegen uff das brot gericht were, der unzergencklich und ungebacken ist? Es kumpt aber hierauss ein missbrauch, ein abgotterey, das man spricht: Ich will unsern hergot sehen, Hergot hilff und derglychen. Darumb sein auch Zwinglius und Oecolampadius dartzu getrungen worden, den papistischen grewel zeweren, die wort des nachtmals anders ausszulegen. Antwort: von eins missbrauchs wegen sol darumb der warhait nichts entzogen werden. Es wer ye zuvil, wan man sehe, das die Juden schentlich mit Cristo umbgingen, sein missbrauchten, und einer des missbrauchs halben zufur, wolt die wort (Cristus ist ein Son gottes) anderst ausslegen, dan die warhait uff jr hielt. Wer je eben auch ein dingk, als wan man predigt: Das wort gottes macht selig und gerecht, und ein aberglaubischer zuhorer schrib das wort gottes uff ein zedelin, hengts fur den altar und bett es an; Oder hengt es an den halss, wie biss hieher mit dem anfang S. Jo. Evangeli beschehen, Es solt jn vor ungluck beschirmen, wie den warlich das wort gottes uns vor allem ungluck ist. Und aber ein anderer wolt dem missbrauch, ja der abgoterey wern, predigt sprechend: Das du an deinem halss tregst, ist kein heylig geschrift oder wort gottes, Sonder ein zeychen: wer wolt das mogen leyden? Man wurd damit furderlicher mern dan wern den Irsal, Nemlich das man das wort des Evangeliums auch fur kein wort gottes mer halten wurdt. Dartzu dorffen die prediger nicht mer sagen, jr wort were ein wort gottes, sonder allein ein zeychen, Das biss hieher allein ein zeychen des worts wer gepredigt worden.

Aber darmit wurt dem Irsal gewert, wo man predigt, der Herr geb das eusserlich wort gottes nit uff den altar zestellen, am hals in einem verkerten vertrawen zehencken, sonder zehorn und glauben.

Alss auch solt dem missbrauch des brots und weins vil anderst gewert werden dan mit fremder ausslegung der wort des nachtmals; die wort sollen und mussen unverruckt pleyben. Unsere prediger wörn auch dem Missbrauch und papistischen grewel, lauffen aber nit zu fremder ausslegung der wort (das ist mein leyp), sunder sprechen, wie uns got sein eusserlich wort hat geben zu horn und glauben, Also hab uns Cristus das brot sein leip geben, nit anzubetten, nit umherzutragen oder in die Heusslin zesperren, Sonder zu essen und trincken und zuglauben, das der leip fur uns, auch das blut vergossen sey. Cristus hat gesprochen: esst und trinckt, und nit: tragts umher, fallt darfur uff die knie hernider. Ist nit nu mit dem hellen claren wort gnugsam der abgotisch grewel nidergelegt?

Unsere prediger sagen, es wer jn nit vil daran gelegen, wan schon vil schriben, wie brot und wein ein zeychen sey, habs doch auch all welt biss hieher auch ein zeichen oder Sacrament genant. Aber derhalben den worten zulauffen, sie anderst ausslegen, dan sie hell am tag ligen, bedunckt sie onleydlich sein. Gleych als so ein Stat jrm Landsfursten die Schlussel der Stat thor uberantwort, sprechend: Nim hin, das ist der gewalt der Stat, Mocht vileicht der Furst wol leyden und einem zuhorn, der da disputirt, der schlussel sey ein zeychen des gewalts. Wan er aber derhalben wolt dem wort zurennen sprechend : Das ist der gewalt, id est Allein ein zeychen des gewalts, wurd der furst nit wol dartzu sehen und sprechen: was er allain des Zaichens bedurfft? Er vermoge selbs wol schlussel zumachen, aber des gewalts bedorff er. Wurden auch die Burger der ausslegung nach dem fursten nicht den gewalt sunder allein des gewalts zeychen uberantwort haben. Also wo bestund die ausslegung der wort: Das ist mein leip, id est ein zeychen meins leips, so geben uns die wort nichtz mer dan ein zeychen und nit den leip selbs. Demnach were auch ewere aigen bekantnus nit recht, so jr sprecht: Der leip cristi werd uns ubergeben durch das wort. Lugend zu, lieber N., wohin die sach hindennach gedeyen wurd. Ja eben dahin, das unser glaub nit mit warhaiten, Sunder allein mit zeychen gespeyst wurd. So werhet der glauben eben als lang als das zeychen ein abent und ein morgen.

Das aber der gemein hauff ein leiplichen cristum gesucht hat, wer auch fuglicher mit dem wort dan mit fremder ausslegung gebessert worden. Dan es ye die warhait ist, das uns das wort des nachtmals den leip heimtregt. So nu das volck am brot gesucht, das furderlich am wort solt gesucht werden, ist es der unverstendigen prediger, nit des verstands der wort schuld. Die wort sollen pleyben. So aber einer am brot den leyp Cristi sucht, ist er zuleren, warumb er jn an dem brot such, Nemlich nit des ‚brots halben, sonder der wort halben, gleych wie an die beschneydung wurdt gesucht der bundt gottes, nit der beschneydung halben sonder des worts halben (Ich wil dein und deins samens got sein). Auch an dem tauff wurt gesucht die new widergeburt, nit des wassers halb sunder des worts halben, dadurch ein glaubiger rechtgeschaffen new geboren wurdt, daher man haisst den tauff ein bad der widergeburt von des wort gottes wegen, daruss man geboren wurdt, als petrus schreybt. Der meynung nach wurt der leyp Cristi am brot gesucht und auch das brot der leip genent, nit das am brot etwas verwandelt, wie jn die papisten lassen tremen, Sonder dieweyl uns das wort den leip schenckt und gibt. Ist aber auff das brot gericht, so muss es ye die warhait seyn, das solich wort uns nit allein ein zeychen (wie dan der ausslegung nach geschehe), sunder auch warhaftig den leip heimtrag.

Wan nu Zwingli und Oecolampadius keiner andern meynung seyn, dan wie es die wort geben, was nottigt dan sie zu der ausslegung den glaubigen hoch ergerlich. Der missbrauch zwingt sie nit dartzu, wie antzaigt, derselbig muss mit einer andern weys gewert werden, wie vor gesagt. Ir dancken got, das pomeran bekent hab, er wuss wol, das er nur brot esse etc. Unsere prediger dancken auch vast got, das jr nu der ausslegung selbs geschweygt und bekennet, wie die wort uns den leip heimtragen. Welche bekantnis ye nit mocht besteen, so Zwingli und Oecolampadi ausslegung fur warhaftig gehalten wurden. Es wurt uns ye datzumal allein ein zaichen heimgetragen. So nu am brot nit allein das zaichen, sonder auch der leip selbs wurt gegeben, warumb solt erlogen sein das jhenig alten sprechen: sacramentum panis est symbolum cum re coniunctum, So doch das selbig Oecolampadius als Sophistisch und Thomistisch antzeucht.

Ir beclagt euch, man wol vil wort nit vergut haben, wolle auch nit der lieb nach handeln. Hieruff sagen unsere prediger: Wie es muglich sey, das man ein frembde ausslegung der schrifft ungeniess fur gut mag haben, Bedunckt auch sie, man wolle an jnen die lieb suchen, die man vorhin gebrochen hab. Und dartzu eben da lieb suchen, da glaub zesuchen ist. Die werck sollen lieplich geborn, aber wan es an das wort gottes gen will, wie kan dan glauben dem lieben weychen. Ir bedorfft kein sorg haben, die lieb sol jrenhalben onzerruttelt bleyben. Aber von dem wort zu der ausslegung werden sie, so vil mir von jnen verstendigt, nit weychen.

Aber das Prentz in seinem briff Mir Theodorich von Gemmingen zugeschickt schreybt, wie der spruch: der fels war Cristus, vast der houptspruch sey des grund der yetzigen ausslegung, Sagen unsere prediger, wie sie selbs warlich kein geschrift hoher bewegt habe dan diese drey spruch; Exo. am 12: Das ist das pesah; 1. Cor. 12: Der fels war Cristus, und der kelch ist das new testament. Haben auch solche spruch als die hochsten in dem gesprech zu Hall dem Brentzen furgeworffen, und er selbs datzumal bekent, sie heten vast das grosst ansehen uff die ausslegung der wort cristi: Das ist id est beteut mein leip. Dieweyl jr selbs aber sie nit fur den grundt anziehen, seyen sie wol zufriden. Nimpt doch sie hoch wunder, wan sie nit vast der grosst grundt der ausslegung seyen, warumb da Zwingli, Oecolampadius und auch jr in ewern schrifften, vil wort darmit vertryben sie hoch vertaidingen. Dan das jr schreybt, der grundt Oecolampadii sey, das man den tod des Herrn sol by seinem tisch gedencken und geistlich durch den glauben Cristum niessen, wil sich nit lassen schliessen, das darumb disse wort: Das ist mein leyp, solten also aussgelegt werden: Das beteut mein leip. Kan nit der tod Cristi vil bass verkundigt werden (welchs dan hie gedencken haist, als paulus ausslegt), wan uns der leyb gegenwurtiglich dar wurd gestellt, dan wan er fer von uns were ? Und das man Cristum geistlich niessen sol, ist wol geredt, kan auch nit anders fruchtbarlich genossen werden; volgt aber herauss nit, das darumb an jm oder mit dem brot, wie man es nemen wil, uns der leyb Christi nit geben werd, und wir denselbigen nit auch uff seyn weys legplich niessen. Wir mussen doch glycher weys das wort gottes gaistlich horn, solt es nit darumb auch leiplich uff sein weys gehort werden? Und so das der Houptspruch ist: Der fur euch geben ist etc., Wo pleypt dan das vorgend wort: Das ist mein leyp ? Sie sind freylich nach ewer meynung ein onnottiger uberflussiger zusatz.

Es wil unsere prediger noch auff disen tag beduncken, diewey! der ytzgesatzte grund kein grund ewer ausslegung sey, als einem igklichen auch cleins verstands offenbar, das die vorige spruch noch ewer houptspruch seyen. Dan man je christum nit sucht im sacrament, Sunder man sucht den leip Cristi daran oder darin. Wie jr wolt nit von des brots wegen, sunder von wegen des worts, das jr selbst bekennet, wie es uns den leib Cristi schenck und gebe. Wan man nu Cristum oder seinen leyp im wort sucht, findt man eben am selben ort. Dan der spruch Cristi: Sihe hie oder dort ist cristus, wusst jr wol, das er sich hieher nit reumpt, sonst bedorfft man auch das wort gottes, darin man got und cristum sucht, nit horn.

Ferer der geschrift halb, so exo. 12 und 1. cor. 10. stet, Nempt unser prediger wunder, dieweyl jr das zugebt, das disse wort: Das ist der leip, der fur euch etc., uns den leip bringen und selbs vor der vorigen ausslegung fallen, Was dann bedorff vil entschuldigung anderer ort, So sie itz und doch ewer aige meynung nach hie her nicht mehr vast dienstlich seyen. Sie wollen pleyben by der ausslegung des hailigen gaists, der da Exo. 12 spricht: Das ist das opfer des ubergangs, und so es darbey stet, es sey ein gedenckopfer, gehts uff das gantz fest mit der underschied, das das opfer uff das lamp gericht sey und gedenck uff die gantz Ceremonien des fests, gleichwie im nachtmal Cristi das gedencken gericht ist uff das gantz nachtmal, Aber leib und blut uff brot und wein. Dartzu so paulus spricht: Der fels war Cristus, Ist es auss dem vorgenden wort kunt, das es uff den geistlichen nachkomenden, nit uff den leiplichen (der glych wol auch geistlich genent mag werden) bleybenden felssen geredt ist. Dieweyl aber doch ewer grundt hiruff nit besteet, lasst man es auch plyben, wil hirin niemand zenckisch erfunden werden.

Noch ein spruch wurt gezogen auss Luca ünd paulo: Der kelch ist ein new testament etc., den jr furt, als jr schreybt, wider die, so legplicher weys Cristum (wir wollten, das jr sagt: Cristi leyb, und nit Cristum, wie die wort lautten) eins machen, wie fewer und eyesen eins seyen.

Wolan, jr predigt also, were disse wort glaub: Diss brot ist mein leyp, so sey es auch also. Ir bekennt ye, das diss wort war sey: Das brot ist mein leip. Dan so es nit war were, so wurd der glaub falsch sein. So nu das wort war ist, so muss ye das brot der leyb cristi seyn, Man glaubs oder nit. Ursach: Der glaub gibt der warhait des worts nichts, Sunder nimpts allein an. Wan es schon numer glaupt wurt, so were es dannoch war, sunst, must die warhait des wort gottes nit auss got, sonder auss uns seyn. Was wer aber diss fur ein seltzame Opinion! Das ist wol war, die warhait des worts ist einem unglaubigen nicht nutz, bleypt aber dennocht die warhait. Solt es nit anders war sein, dan wan wir es glaupten, was wer das fur ein spiel! Demnach lieber N. ist diss wort war: das brot ist mein leyp, mit glauben, so ist es auch war on glauben. Exempli gratia: Ist das wort: Ich bin das leben etc. ein warhait, so mans glaupt, so pleypt es ewigklich ein warhait trutz dem teufel, das er dawider solt reden. Es bringt wol dem unglaubigen kein nutz, es blypt aber dannoch die warhait, dieweyl es ein ewig unverruckt wort pleypt. .

Unsere prediger frewen sich hoch ewer aigen bekantnus, sagen euch danck, das jr so fein mit jnen stimpt, dorffen kein sorg haben, wan jr der meynung seyen, das grosser unfrid vorhanden sein wurd. Aber der gleychnus halber, So Luther von Eyssen und fewer, geben achten, die jr habent gut wussen, das er allein die gleychnus geben hab, damit anzezaigen die torhait der papistischen transsubstantiation, weytter nicht damit zebeweyssen. Dartzu ist es yderman kunth, das ein igklich gleychnus ein fel hab. Dieweyl Ir auch uber dise wort: Der wein ist das new testament, kein ander ausslegung bringen, Dan wie es der hailig gaist selbs geteuttet hat durch den Matheum und Marcum: Nemlich der wein ist das new testament, Hoc est: das blut des newen testaments, lasst man es auch gut seyn.

Wan nu das ewer glaub ist, wie bekent, das den glaubigen das brot der leip Cristi sey, So bedarff man nichts mer der ausslegung. Zwinglii, man bedarff keins zancks mer; es ist schon frid, dieweyl doch die wort cristi unverruckt pleyben, und auss solicher predig ergernis vermitten werden. Ir solt auch nit gedenken, das unser prediger auss lust des zancks sich der sachen underwunden haben, es wolt ein nachtail jrer kirchen bringen, hat sie die not gezwungen ernstlicher Meynung darin zehandeln. Wan die andern offenlich im truck also geschriben heten, wie jr glaubent, wurd es kein nachtail bracht haben.

Wo Erasmus in seinem Buchlein von dem freyen willen by jnen sovil schadens gethon hette, wern sie on zweyffel auch nit faul gewesen, Wolten auch liber ein Buchlin Oecolampadii lesen wider Erasmum vom freyen willen, dan des ussgangen Buchlin von der ausslegung der wort des nachtmals. Hiemit seyendt got bevohlen.