Melanchthon, Philipp – An Kurfürst Moritz

Torgau, 6. Januar 1548

Gottes gnad durch seinen eingebornen son Jesum Christum, unsern heiland und wahrhaftigen helfer zuvor. Durchleuchtester, hochgeborner, gnedigster churfurst und herr. E. chf. g. bitte ich in untertenikeit, dise meine untertenige suplicatio fur doctor Jonas und etliche arme gefangene gnediglich anzunemen. Denn wiewol ernst in den regimenten in thetlichen mißhandlungen nottig ist, so ist doch Gottes will, das man in solchen sachen, da man sich allein mit torichten reden vergriffen hat, und gegen personen, die sunst erlich zu gebrauchen, gnad und barmherzigkeit erzeige, wie unser heiland der sohn Gottes spricht: ‚Selig sind die barmherzigen, denn inen wirt auch barmherzigkeit widerfaren.‘ Also David, da er widerumb in sein land kam, hat er williglich einen eid gethon, seiner widerwertigen zu verschonen. Darumb bitt ich untertänigloich und um Gottes willen, e. chf. g. wollen gnedichlich die ungnad wider den alten swachen mann doctor Jonas fallen lassen und ihm erleuben, in e. chf. g. furstenthumben zu wandlen.

Dergleichen bitt ich auch unterteniglich und umb Gottes willen, e. chf. g. wollen den armen leuten, so von wegen ungeburlicher und freveler reden in e. chf. g. land gefangen liegen, gnad erzeigen und das Gott gefellig exempel Davidis an ihnen üben, wie auch viel andere lobliche regenten nach dem sieg der widerwertigen mit grosser tugent verschont haben und sonderlich eigner untertanen, als der keiser Augustus und viel andere.

Und so e. chfd. g. gnediger in solchen sachen handelt, ist es Gott gefelliger, und wirt Gott des gewaldiger ob e. chf. g. halden, wie geschrieben sthet: ‚Selig sind die sanftmütigen, denn sie werden das lang besitzen.‘ E. chf. g. sehen doch offentlich,  das Gott der herr ist, der die regiment wunderbarlich in seiner hand hat; derselbig allmechtige ewige Gott wolle e. chf. g. gnediclich alle zeit regieren und bewaren.

Datum Torga am tage der wunderbarlichen und gnedigen offenbarung Gottes in der tauf Christi. Anno 1548.

E. chf. g. unterteniger diener

Philippus Melanthon.

Quelle:
Der Briefwechsel des Justus Jonas
Gesammelt und bearbeitet von
D. Gustav Kawerau
Herausgegeben von der Historischen Commission der Provinz Sachsen.
Erste Hälfte
Halle
Druck und Verlag von Otte Hendel
1884

Hans Georg, Graf v. Mansfeld an Herzog Moritz.

Eisleben 1546. Febr. 18.

Durchlauchtiger vnd hochgeborner furst, e. f. gn. seindt mein vnderthenig vnd gantzwillige dienst zuuor. Gnediger herr, e. f. g. weyß ich vnderthenger meynung nicht zupergen, das der erwirdige vnd hochgelarte herr Martinus Luther, Doctor etc. aus besonder trewer vnd guter wolmeynung, die er zu seinem vatterlande getragen, vor etzlichen tagen anher gegen Eisleben khommen vnd in den irrigen geprechen, so sich zwuschen dem wolgebornen grafen Albrechten zu Mansfeldt etc´. meinen bruedern vnd mir erhalten vnd albereyt in rechtfertigung gehangen, von beidenteiln die gutliche handlung mit einer maß erlangt, vorgenohmen vnd allen trewen vnd muglichen vleis darinn ertzeigt. Als ime aber dise negstvorgangne nacht plötzlichen durch schickung des Allmechtigen ein krangkheit zugefallen, das es inen vmb die brust heftig getrugket; ist er diselbige nacht vmb zwo vhr christlich, seliglich vnd wol verschieden vnd hat also sein leben beschlossen. Des sehlen der Allmechtige gnedig vnd barmhertzig sein wölle. Das e. f. g. ich in vnderthenigkeit hab anzeigen wöllen, dann derselben vnderthenig zudienen bin ich gantz willig. Datum Eisleben donnerstags den xviijten Februarij A. etc. xlvj.

Hannsgeorg, graf vnd herr zw Mannsfeldt etc.

Luther an den Herzog Moritz von Sachsen.

Bitte für den ehemaligen Augustiner in Dresden Lucas Pittig, der unter Herzog Georg das Kloster verlassen hat und Dorfküster ist, daß ihm, der von seinen dem Kloster zugebrachten Gütern nichts wieder herausbekommen, einmal für immer eine Geldunterstützung bewilligt werde.

Dem durchleuchtigen hochgebornen fürsten vnd herrn Herrn Moritz Hertzogen zu Sachsen Landgrauen ynn Düringen vnd Marggrauen zu MMeißen meinem gnedigen herrn.

G V f. ynn Christo durchleuchtiger hochgeborner fürst, gnediger Herr. Es ist ein armer man Lucas Pittig itzt ein dürfftiger dorffküster ettwa zu alten dresen (Alten-Dresden) im Augustiner kloster, ynn seiner tollen jügent beredet ain münch worden vnd sein veterlich gut yhm nach yns kloster gezückt fast vmb die zeit da das euangelion anfieng, Als aber Hertzog George seer hefftig, wie E. f. g. wol wissen, hat er sich müssen heymlich heraus stelen, Aber der acker rc. ist geblieben bey dem kloster bittet er nu vnterteniglich, weil er mit noch kein übrigem beraten vnd not leidett, E. f. g. wollten doch die gnade erzeigen vnd ansehen das er betrogen vnd überredet ist vnd yhm lassen eine zimliiche stewr von des klosters gütern widerfaren zu einer hülffe in sein armes haus. Weil nu E. f. g. verstehen, das solchs wol billich gebeten Auch on das wol ein solch almosen ynn seinem armut bedurfft E. f. g. wollen yhn doch dieser meienr fürbitte geniessen lassen. Es ist zu thun vmb ein temporal parteken, nicht vmb ein ewiges betteln oder zinse, das ich acht E. f. g. sey es kein beschwer zu thun. Sonst wollt ich E. f. g. wol damit zu verschonen wissen. Darumb bitte ich auch deste lieber für yhn, denn ich weis das E. f. g. fast genug zu thun haben mit langen großen weiten tieffen hohen, ewigen und teglichen schweren sachen. Hie mit Gott befolhen. Amen. Sonnabend Lamperti 1541

E. f. g.
Williger
Martinus Luther

Lutherbriefe
herausgegeben von
Lic. theol. Johann KArl seidemann,
Pfarrer zu Eschdorf bei Dresden.
Dresden
H. J. Zeh (sonst R. Kori)
1859