Luther, Martin – An Frau Katharina Jonas in Halle.

Wittenberg, 26. März 1542.

Der ehrbaren, tugendsamen Frauen Katherin Docterschen Jonischen, Probstin zu Wittemberg, Meiner gunstigen Freundin und lieben Gevatterin.

G. u. F. Freundliche liebe Frau Doctorin und Gevatter, ich bitte ganz demutig, wollet euren lieben Herrn Doctor Jonas vermahnen, daß er nur nicht so oft Draubriefe schreiben wollte, denn ich sie nicht gerne habe, sondern wollte das Drauen einmal erzeigen. Denn so lauten seine Briefe: Ich will bald schreiben, ich will bald mehr schreiben, ich will euch seltsam Ding schreiben. Wenn er nichts anders schreiben will, so lasse er das auch nastehen, ohn das er mir itzt vom Coadjutor geschrieben, das verstehe ich. Es stehet hie noch alles recht (Gott Lob), ohn daß uns die Muntze und Schatzung irre macht; sunst ists so wohlfeil, als lange nicht gewest, ein Scheffel Korn umb drei Groschen. Hiemit Gott befohlen sampt den euren. Mein Ketze und Herr zu Zulstorr grüsset euch alle freundlich und wird sich mussen schätzen lassen auf neuntausend Gulden, mit dem Glosterhause, so sie wohl nicht hundert fl. Einkommen haben wird nach meinem Tode. Aber mein gnädiger Herr hat sich gnädiglich erboten, mehr dann ich begehrt. Hiemit Gott befohlen. Amen. Sonntags Judica.

1542

Martinus Luter D.

Deutsche Luther-Briefe
In Auswahl
von
J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
C. F. Amelangs Verlag
Leipzig
o. Jahr

Luther, Martin – An Justus Jonas Hausfrau

24. April 1530.

Von Coburg aus geschrieben, wo Luther während des Reichstags zu Augsburg war.

Gnade und Friede in Christo. Ich habe euern Brief, liebe Frau Doctorin und Gevatterin, gelesen an euern Herrn Doctor Jonas geschrieben, und hat mir fastwohl gefallen, daß euch Gott einen leichteren Muth und gute Hoffnung gegeben hat, beide der Frucht des Leibes und Schaden des Hauses halber. Euer Herr ist nicht so leichten Muthes, sondern sorget für euch sehr und ist zornig, schilt und flucht um des Hausabbrechens willen getrost und ist mit Ungeduld dem Blanken wohl so nahe, als er des Raums halber nahe bei ihm wohnet. Aber ihr sollt getrost sein; mit dem Hause soll es keine Noth haben; denn es ist der Sachen Rath gefunden. So hoffe ich, Gott werde auch von des Leibes Last gnädiglich enthelfen, und wollt‘ Gott, daß ein Paar würde. Ich gedenke aber, es werde ein Töchterlein sein, die machen sich so seltsam, sperren sich, und muß ihnen ein groß Haus zu enge sein; gleichwie die Mütter auch thun, die einem armen Mann auch die Welt zu enge machen. Grüßet mir euern lieben Jost und die Großmutter und euch selbst auch mit zu. Hiemit Gott befohlen, Amen. Gegeben zu Coburg am St. Georgentage, An. 1530.

Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe an Frauen als Pfingstgabe für die deutsche protestantische Frauenwelt. zusammengestellt von Dr. K. Zimmermann Darmstadt Buchdruckerei von Heinrich Brill 1854