24. April 1530.
Von Coburg aus geschrieben, wo Luther während des Reichstags zu Augsburg war.
Gnade und Friede in Christo. Ich habe euern Brief, liebe Frau Doctorin und Gevatterin, gelesen an euern Herrn Doctor Jonas geschrieben, und hat mir fastwohl gefallen, daß euch Gott einen leichteren Muth und gute Hoffnung gegeben hat, beide der Frucht des Leibes und Schaden des Hauses halber. Euer Herr ist nicht so leichten Muthes, sondern sorget für euch sehr und ist zornig, schilt und flucht um des Hausabbrechens willen getrost und ist mit Ungeduld dem Blanken wohl so nahe, als er des Raums halber nahe bei ihm wohnet. Aber ihr sollt getrost sein; mit dem Hause soll es keine Noth haben; denn es ist der Sachen Rath gefunden. So hoffe ich, Gott werde auch von des Leibes Last gnädiglich enthelfen, und wollt‘ Gott, daß ein Paar würde. Ich gedenke aber, es werde ein Töchterlein sein, die machen sich so seltsam, sperren sich, und muß ihnen ein groß Haus zu enge sein; gleichwie die Mütter auch thun, die einem armen Mann auch die Welt zu enge machen. Grüßet mir euern lieben Jost und die Großmutter und euch selbst auch mit zu. Hiemit Gott befohlen, Amen. Gegeben zu Coburg am St. Georgentage, An. 1530.
Martinus Luther.
Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe an Frauen als Pfingstgabe für die deutsche protestantische Frauenwelt. zusammengestellt von Dr. K. Zimmermann Darmstadt Buchdruckerei von Heinrich Brill 1854