Luther, Martin – An Katharina Hornung.

1. Februar 1530.

Wolf Hornung war von dem Kurfürsten Joachim von Brandenburg vertrieben worden. Die lange Trennung von seinem Weibe hatte Vermögensstreitigkeiten zwischen ihr und ihrem Manne hervorgerufen. Diese sucht Luther zu schlichten.

Der ehrbarn Frauen, Katharin Hornungin, zu Cöllen an der Spree.

Gnade und Friede in Christo. Ehrbar, liebe Frau, was ich dir jetzt schreibe, sollst du gewiß dafür halten, daß ich’s thue aus Bitte und Begehr deines Mannes, Wolf Hornungs. Dein Gewissen kann dir wohl sagen, wie daß du auf den bübischen und nichtigen Vertrag, so Wolf Hornungen (als er sagt) ausgezwungen und abgedrungen dir gegeben ist, nicht sicher sein kannst, auch deines Landesfürsten Schutz darauf nicht suchen, noch gebrauchen, weil es klärlich wider Gottes Wort ist, wo sich eheliche Leute selbst scheiden wollen. Darum der Meister nicht daheimen gewesen ist, der dir solchen Vertrag gestellet und solches Stücklein darinnen nicht bedacht, hat gleichwohl den Kopf aus der Schlingen ziehen und die Sache ganz auf Hornung schieben wollen, siehet aber nicht, daß er gar … hinein gefallen ist.

Weil Du denn weißt, das du an deinem Ehemann solche große grausame Untugend und Frevel begehest, so viel Raubs treibest, daß du dich selbst, sein Kind, sein Haus und Hof, sein Gut und Ehre ihm fürhälst, dazu in’s Elend verjagt hast, daß er ein armer Bettler in großer Armuth und Noth schwebt, dazu als ein junger Mensch täglich in Fahr seiner Seelen sticken muß, nun über vier Jahre; welche Sünde allzumal auf deinen Kopf und Hals fallen und dich drücken werden; über das nun oft gefordert, ersucht, gebeten und geflehet, dennoch nicht kommen bist: so zwinget die Noth hinfort, die Sachen anders anzugreifen. Und füge dir darauf zu wissen, daß ich gedenke, Wolf Hornung von dir, als von einer öffentlichen Ehebrecherin, (wo du nicht anders dich schickest) los zu sprechen, damit er auch möge ein anderes Wesen anfangen, dabei er bleiben und nicht so in der Irre ewiglich das Elende bauen müsse.

Demnach bestimme ich dir eine Zeit, ob du indeß etwas dazu zu thun gesinnet wärest, nämlich die nächste Mitfasten, den Sonntag Lätare; was du handeln willst, magst du indessen thun. Nach Lätare sollst du (will’s Gott) gewißlich ein anderes Brieflein lesen. Ob der arme Wolf Hornung solchen Raub leiden muß? wohlan, so hat Gott noch mehr, denn er je vergäbe, wird ihm wohl ein anderes Weib, Kind, Haus und Hof, Gut und Ehre schaffen. Darnach wisse und habe dich zu richten. Gott helfe dir aus deinen Sünden und bringe dich wieder zurecht, Amen. Gegeben zu Wittenberg am ersten des Hornung, 1530.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe an Frauen als Pfingstgabe für die deutsche protestantische Frauenwelt. zusammengestellt von Dr. K. Zimmermann Darmstadt Buchdruckerei von Heinrich Brill 1854

Luther, Martin – An Katharine Hornung in Berlin, 7. Jan. 1528

Gnad vnd Fride ynn Christo Mein liebe fraw Katherin, Ich hab mich durch ettliche, so es mit euch gut gemeinet, lassen bereden, den guten gesellen Wolff Hornung ewren ehlichen man, aber mal zu bewegen (wie es mehr mal durch andere, eben so vergeblich, als itzt geschehen) euch freundlich sich zu erbietten, vnd die sachen ynn fride zu schlichten. Aber weil yhr selbs euch so frembd stellet, also, das yhr nach so viel spottischer briefe, nicht doch einen freundlichen ernsten brieff schreibet, als yhr doch freilich wol kundtet. Wie kan er denn auch so gar ein stein vnd klotz sein vnd solchs alles lassen gut sein, vnd ymer fur freundschafft ansehen! Dem nach ist mein freundliche bitte, wollet euch schrifftlich gegen yhm erzeigen, als yhr wol thun kund, damit er spuren muge, das ewr ernst sey. Wo nicht, so habt yhr gut zu bedencken, das er so nicht kan vnd sol auch nicht so bleiben, sondern nach gotts wort, sein bestes auch dencken, vnd seine seele verwaren. Hirauff bitt ich ewr richtig antwort, odder mus yhm raten, zu thun was er recht hat vnd got gibt. Hie mit Gott befollen Amen Dinstags nach Epiphanie 1528.

Martinus Luther

Der erbarn vnd tugendsamen frawen katherine Hornungen zu Berlin meiner gvnstigen guten freundyn.

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von
D. Theodor Kolde,
Gotha
Friedrich Andreas Perthes
1883