Calvin, Jean – An Gustav Wasa, König von Schweden.

Nr. 593 (C. R. – 3014)

Gustav Wasa, ein schwedischer Adliger, hatte nach schweren Kämpfen sein Vaterland von der dänischen Herrschaft befreit und war 1523 König von Schweden geworden; unterstützt von den Brüdern Olaf und Lorenz Petersen führte er die Reformation in ihrer lutherischen Form ein.

Widmung des Kommentars zu den zwölf kleinen Propheten.

Edelster König, schon einmal habe ich bezeugt, als meine Bemerkungen zum Propheten Hosea nach Nachschriften meiner Vorlesungen veröffentlich wurden, dass ich sonst meinen mit größerer Sorgfalt ausgearbeiteten Schriften ein ziemlich strenger Kritiker bin und diese Ausgabe nicht veranlasst habe, und jetzt wiederhole ich es. Hätte es in meinem Ermessen gelegen, so hätte ich versucht, die weitere Verbreitung dieser kaum vorbereiteten Lehrvorträge zu hindern, da für sie die Wirkungen genügen müssen, die sie auf meinen persönlichen Zuhörerkreis ausüben, und mit denen ich auch durchaus zufrieden wäre. Weil aber die eine Probe (ich meine den Kommentar zum Hosea) mehr Erfolg hatte, als ich hoffen durfte, und in weiten Kreisen das Verlangen nach mehr wachrief, wie ja schon der eine Prophet die übrigen der zwölf kleinen Propheten nach sich ziehen musste, so habe ich es für nicht unzeitgemäß gehalten, dieses Werk von gehörigem Umfang und nicht unansehnlichem Inhalt deiner Majestät zu widmen, nicht nur als ein Zeichen meiner Ergebenheit, sondern auch, um durch die Voranstellung deines berühmten Namens dem Werke selbst Gunst zu erwerben. Dazu trieb mich freilich nicht Ehrgeiz, denn ich habe es längst gelernt, nicht den Augen der Welt zu dienen und bin durch viel Undank hart geworden; aber ich möchte, dass aus unsern entlegenen Bergen zum Volke deines Landes Frucht käme, und dazu ist es nötig, dass manche, denen ich unbekannt bin, dazu kommen, mein Buch zu lesen, wohl geneigt gemacht und vorbereitet durch die hohe Ehrfurcht vor ihrem König. Das glaube ich mir versprechen zu dürfen, denn soviel Verehrung hast du bei all deinen Untertanen erlangt; wenn du nur geruhst, dein Urteil abzugeben, wie es dir deine außergewöhnliche Klugheit eingibt, oder wenn du deines hohen Alters wegen vielleicht nicht mehr imstande wärest, es zu lesen, so könnte deiner Majestät erstgeborener Sohn Erich an deine Stelle treten, den du ja in aller schönen Wissenschaft so hast unterrichten lassen, dass du ihm ruhig diese Aufgabe überlassen kannst. Dass ich an deiner freundlichen Geneigtheit dazu nicht zweifle, das ist der Erfolg der Herolde deiner Tugenden und zwar einiger ernster, rechtschaffener Leute, die als gute Zeugen gelten dürfen. So darfst du dich, edelster König, nicht wundern, wenn deiner Majestät aus fernem Lande eine Gabe dargebracht wird von einem Manne, der dir wohl kaum bekannt ist, der sich aber dir völlig verpflichtet glaubt, weil er vernommen hat, durch welche herrlichen, heldenhaften Eigenschaften du dich an Geist und Gemüt auszeichnest. Ist auch vielleicht mein Werk nicht so hervorragend, dass es mir viel Gunst erwürbe, so wirst du doch den Eifer, der mich trieb, deiner Majestät meine Ergebenheit bezeugen, nicht verachten, und du wirst mein Buch, obwohl es nicht an königliche Höhe heranreicht, doch nicht ganz unwert finden, dir vor Augen zu kommen. Ich bin mir bewusst, dass ich nach der Begabung zur Schriftauslegung, die mir Gott verliehen hat, versuchen muss, mit treuer Sorgfalt alle unfruchtbaren Einzelheiten wegzulassen, so sehr sie auch sonst geeignet wären, Beifall und williges Gehör zu finden; vielmehr muss die Schriftauslegung getragen sein von wahrer Einfachheit, wie sie sich ziemt zur rechten Erbauung der Kinder Gottes, die nicht mit der Schale zufrieden sind, sondern auf den Kern dringen wollen. Was ich darin erreicht habe, steht mir nicht zu zu rühmen; nur darf ich sagen, dass fromme, gelehrte Leute mir erklären, meine Arbeit sei nicht erfolglos. Wenn nun gerade dieser Kommentar nicht allen Wünschen und Erwartungen entspricht, so hätte auch ich gewünscht, etwas Besseres und Vollkommeneres zu bieten, oder doch wenigstens näher an den Geist der Propheten heranzukommen. Aber soviel glaube ich doch erreicht zu haben, dass nicht voreingenommene, billig denkende Leser von vernünftigem Urteil, wenn sie ruhig und ohne hochmütige Überhebung lesen, was ich zu ihrem Nutzen geschrieben habe, finden werden, dass ich mehr Licht auf die Schriften der zwölf Propheten fallen lasse, als ich selbst rühmen darf, ohne mich schämen zu müssen. Mit der fleißigen Arbeit anderer will ich die meinige nicht vergleichen, weil das gehässig aussähe, und ich möchte nur, dass gute und rechtliche Leser, wenn sie von meinem Werke Nutzen gehabt haben, sich bemühen möchten, es auch weiterhin zum allgemeinen Wohl der Kirche wirken zu lassen. Weil ich mich sonst nicht bemüht habe und es auch gar nicht wollte, mein Buch auf andere Weise anziehend zu machen, so ist wohl die Mahnung nicht unangebracht, die die Gleichgültigen zum Leser einladet, bis sie Geschmack daran finden und selbst beurteilen können, ob sie mit Nutzen in der Lektüre fortfahren oder nicht. Die Wirkungen meiner früheren exegetischen Werke und die Hoffnung, die ich auch auf die Nützlichkeit des vorliegenden setze, machen mir solche Freude, dass ich am liebsten den Rest meines Lebens dieser Arbeit widmete, so weit es mir meine ständigen, mannigfaltigen Arbeiten auf andern Gebieten erlauben. Es darf auch von mir, den neben dem gewöhnlichen Pfarramte allerlei andere Aufgaben kaum Erholung finden lassen, nicht das Gleiche verlangt werden wie von einem, der alle Muße hat. Was mir aber an Zeit übrig bleibt, halte ich bei dieser Arbeit für am besten angewendet.

Doch ich komme wieder auf dich, edelster König, zurück. Wer deine Taten, deine Regierungsklugheit und Gerechtigkeit, deine Lebensart, überhaupt deinen Charakter kennt, wird sich nicht wundern, dass ich vorhabe, dir dies Werk zu widmen. Da ich aber nicht beabsichtige, eine ausführliche Lobrede auf dich zu halten, will ich nur kurz erwähnen, was durch das Gerücht und in Büchern schon genug gefeiert worden ist, nämlich dass dich Gott, ehe er dich auf den Thron erhob, in wunderbarer Weise prüfte, um nicht nur an dir in ungewöhnlicher Art seine Vorsehung zu bezeugen, sondern auch um unserer Zeit und unserer Nachkommenschaft in dir ein herrliches Beispiel steter Festigkeit im rechten Wandel zu geben. In guten und bösen Tagen bist du so bewährt erfunden worden, dass dir weder im Glück das rechte Maß der Bescheidenheit und Mäßigung, noch im Unglück die Kraft zum Tragen fehlte, bis du schließlich nicht minder rühmenswert wegen deines Glückes als wegen deiner Tugend, von Gott aus soviel Nöten und Gefahren, Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten emporgehoben worden bist und in geordneten Staatsverhältnissen als König und als Mensch ein ruhig heiteres Leben genießen durftest. Jetzt trägst du deine Königswürde, unterstützt von der Zustimmung aller Stände, mehr als glänzende, ehrenvolle denn als schwere Last; denn jedermann ehrt deine hohe Stellung und liebt und lobt deinen Eifer. Zu diesen Wohltaten Gottes kommt als nicht zu vergessender Abschluss, dass bereits ein Nachfolger aus deinem Blute bestimmt ist, dein erstgeborener Sohn Erich, der nicht nur durch die edelsten Anlagen, sondern schon durch gereifte Tüchtigkeit sich so auszeichnet, dass dein Volk, wenn du keine Kinder hättest, sich keinen Bessern hätte wählen können. Unter anderem ist es eine seltene Zier, welche Fortschritte er in der Wissenschaft gemacht hat, so dass er unter den Gelehrten eine nicht unansehnliche Stellung einnimmt und, soweit es die Sorgen und Zerstreuungen seiner königlichen Würde zulassen, sichs nicht verdrießen lässt, ständig weiter zu studieren. Freilich, das ist für mich die Hauptsache, dass er nicht nur der weltlichen Wissenschaft, sondern auch der himmlischen Weisheit ein Heiligtum in seinem Palaste geweiht hat. Umso mehr hege ich das Vertrauen, dass auch dieser Kommentar, den er nach den Geboten der wahren Frömmigkeit verfasst finden wird, dort seinen Platz erhalten und Gunst erlangen wird.

Gott erhalte deine Majestät, allergnädigster König, lange blühend; er höre nicht auf, dich reich zu machen an Segen aller Art, und er leite dich mit seinem Geiste, bis du nach vollendetem Lauf von dieser Erde in sein Himmelreich eingehst und den allergnädigsten König Erich als deinen Nachfolger, samt seinen erlauchten Brüdern Johann, Magnus und Karl, zurücklässest, an denen auch nach deinem Tode die gleiche Gnade Gottes sich erweise in brüderlichem, einmütigem Zusammenleben.

Genf, 23. Februar 1559.

Luther an Gustav I., König von Schweden

Empfehlung Johann Wedde’s und Neuigkeiten.

Dem großmechtigsten durchleuchtigsten Fursten vndt Herren, ihm Schweden, Gotten &c. König, meinen gnedigsten Herrn.

G. u. F. und mein arm Pr. nr., Großmechtigster Gnädäigster Herr König. Wie woll ich nicht sonderliches hatte E. K. M:tt zu schreiben, doch weil gegenwurtiger Johannes wedde mein Schrift an E. K. M:tt begerdt, hab Ich nicht wissen ihm zu wegern, und bitte E. K. M:tt woltej genandten Johannes gnädiclich ihr lassen befohlen sein. Neue Zeitung sind mehr und größer bei uns, den man schreiben kan. Der Turch liegt an Mehrern in Ungern mit großer Macht und zu Ofen bei XVI tausend unsern Volk erschlagen. Alles das kostliche Geschiitz Maximiliani im Osterreich mit viel hundert tonnen pulfvers verlohren und groß gut. Man achtet, es zey der Pfaffen und hohen heubter verretern. Gott erbarms und helffe uns und vergebe uns unsere sünde. E. K. M:tt thäten ein gut werk, und liesen inn den Kirckenn für das arme verlasßen dutske landt bitten. Wir haben kein heubt, der Keiser ist von Regensburg in Italia gezogen, Ferdinandus der das spiel angericht hat sich verkrocken. So sind die Printzen mordbrenner mitten unter uns. Sitzen also zur Ziel den mechtigen feinde auff bloßer Gottes gnaden. Gott gebe das Christus kome mit den jungsten Tag und machte solchen großen Boßheit, und teuflichen wesen ein Ende. Amen. Ich befehl E. K. M:tt die Kircken und Schulen. Gott der allmechtige beware und leite E. K. M:tt zu seinem lob undt Ehre, zu friede und wohlfart des landes. Amen. Dingstags nach Michaelis 1541.

E. K. M:tt
williger
Martinus Luther. D.

Lutherbriefe
herausgegeben von
Lic. theol. Johann KArl seidemann,
Pfarrer zu Eschdorf bei Dresden.
Dresden
H. J. Zeh (sonst R. Kori)
1859