Melanchthon an Friedrich und Bonaventura Cotten, 11.11.1541

Den Erbaren, Weisen und Fürnehmen, FRiedrichen und Bonaventura Cotten, Bürgern zu Isenach, meinen günstigen Freunden zu Handen.

Gottes Gnade durch unsern Herrn Jesum Christum zuvor. Ehrbare, Fürnehme, Weise, Günstige Freunde. Nachdem ich mit euerm Bruder und Vetter, Heinrich Cotten, als mit einemm ehrlichen fleißigen Schüler, besondere Kundschaft habe, bericht er mich, daß er nun forthin sein angefangen Studium Iuris gern in andern Nationen, und vornemlich in Frankreich vollnziehen wollte, denn ihm als einem jungen Manne vonnöthen, andere Legenten und Universitäten auch zu besuchen, besonders da dieses Studium ernstlicher geübt wird. Dieweil ich denn zu seinem studio gute Hottnung habe, hab ich mir diese seine Meinung auch gefallen lassen. Denn ihr, als die Verständige, selbst wisset, daß es jungen Leuten nützlich, daß sie besonders im Studiren viele fürtreffliche Leute hören, und mancherlei gute Uebung erfahren. Bitte auch derowegen von seinen wegen, Ihr wollet euch solch sein ehrlich Fürnehmen auch gefallen lassen, und ihm freundliche Förderung dazu erzeigen. Denn durch Gottes Hülf zu hoffen, solche Erfahrung und Uebung in fremden Nationen werde ihm sehr nützlich seyn. Dieses hab ich euch freundlicher Meinung anzuzeigen bedacht, und bitte, Ihr wollet meine Schrift freundlich vernehmen. Denn Euch und den Euern zu dienen bin ich willig. Datum Wittenberg auf den Abend Martini Episcopi, 1541.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen IV.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1837