Caspar Greter Hofprediger an Herzog Christoph.

21 April 1567.

Durchleuchtiger hochgeborner fürst und Herr. E. F. G. seyen mein gantz schuldig pflichtig und gehorschamen dienst zuvor. Gnediger fürst und herr, wie woll ich mich billich schemen soldt, E. F. G. umb mehr gutthatt undertheniglich anzusuchen, nach dem ich derselben vorhin so vill von E. F. G. entpfangen und noch tseglich entpfahe, dass weder ich noch die meinen darfür gnugsame Danck barkeit erzeigen können: Yedoch tringt mich die hoche nodturfft, bei E. F. G. noch ein mall in meinem zeitlichem leben umb sonderliche begnadigung gehorschamlich zu werben. Dann nach dem ich am nechst vergangen Ostertag in E. F. G. schlosskirchen gewesen unndt alda auch dass heylig Sacrament dess nachtmalss entpfahen woldt, So komt mich ein solcher zufall an, dass ich desselben nicht erwarten mocht und auss der kyrchen, wie on zweiffell E. F. G woll gesehen, gefürt werden must. Daruff hatt der Allmechtig gütig Gott uff den dinstag hernach morgens frü mich dermassen angriffen, dass ich gedencke, die tag meins zeitlichen lebens werden nur mehr zum ende lauffen, wie ich mich denn allbereit dem Herren Christo alss unserm ainigen heilandt gentzlich ergeben hab. Nun verlasse ich hinder mir ein alt undt betrübt weib undt ausserthalb meins Sons Philips, den E. F. G. mitt einem Stipendio gnediglich begabt, noch drey unvermehelte iunge kinder, auch ein vatter undt mutterloss kindskindt, so sich schwerlich auss der geringen hab die ich durch Gottes gnad erobert, on andere sonderliche hilff erhalten werden mögen. Es hatt aber E. F. G. herr vatter selig hochlöblichet gedechtnuss mir auss sondern gnaden ein pfründlin zu Heilbrunn, dess lehen E. F. G. zustendig unndt ongfajrlich fünffzig guldin jierlich ertragen mag, gnediglich verliehen. Hieruff, die weil die gfsell dess pfründlins zu Heilbrunn faällig und meins underthenigen erachtens mitt dem lehen dess selben pfründlins meinen Son Hieremiam, der nun mehr ettlich iar in E. F. G. Cantorey ufferzogen, gnediglich bedencken und begaben, damit mein arm weib und kindt nach meinem abschied ein zubuss haben und mein Son Hieremias bei dem Studio erhalten werden mög; welche begnadigung, ob ichs woll für mich selbss nicht mehr umb E. F. G. zuverdienen weiss, So bin ich doch gantz guter hoffnung, der barmherzig gütig Gott werde es E. F. G. reichlich erstatten, und die meinen gegen E. F. G. sich mit allen gehorschamen diensten danckbarlich beweisen. E. F. G. wolle mir, bitte Ich gantz undertheniglich, hierin ein gnedige antwort widerfaren lassen, dass ich dester frolicher dass Nunc dimittis singen mög. Der herr Christus wolle E. F. G. bei der erkantnuss seines heiligen Evangelions. und in langwürigem Regiment gnediglich erhalten. Datum Stutgardt den 21. Aprilis Anno 1557.

E. F. G. undertheniger und gehorschamer hofiprediger\\
Caspar Greter.

Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Blarer, Ambrosius – An Herzog Christoph von Württemberg

Durchleuchtiger Hochgeborner Fürst gnediger Herr, Gleich nachdem der durchleuchtig hochgeborn Fürst und Herr Herr Ulrich Hertzog zu Wirttemberg und zu Tegkh Grave zu Mümppelgart rc. E. F. G. Herr Vatter mein gnediger Fürst und Herr säliger hochloblicher Gedächtnus Sr. F. G. Fürstenthum widerumb erobert, hab uff Sr. F. G. gnedigs Ansynnen ich mich ins Land gethon und vier gantzer Jar lang darinnen gros Unruw Müeh und Arbayt gehabt, wie des noch vil guthertziger Ehrnleut gut Wissen tragen.

Es hat auch damals uff hochgenannte meins gnedigen Fürsten und Herrn gnedigs Beger der edel und vest Mann günstiger lieber Junkherr Hanns Harder mich und mein Knecht zu im genommen u. Sr. F. G. zu unterthenigen Gefallen uns alle Unterhaltung, Atzung, Geliger, Behausung, Beholtzung, Liechter u. alle andere Notturfft reichlich dargereicht, darfür ime dann alle Wochen zwen Gulden verordnet worden.

Und als ich ungevärlich ein Vierteil eines Jars im Lannd gewesen, bin ich von hochgedachtem meinem gnedigen Fürsten und Herrn säligen hochloblicher Gedächtnus mit achtzig Gulden gnediglich verehrt und bezalt worden.

Darnach über ein kleine Zeit sagt sein F. G. selbs zu mir, sie wölte mit der Besoldung mich gleich wie Meister Erhart Schnepffen halten, wölchem järlich zweyhundert Gulden gereicht worden, das ich wie pillich von sein F. G. zu unterhenigem Dankh annam, hab also daruff all mein Rechnung u. Zerung angericht u. gar keines Fürschlags begert, sondern vielmehr gedacht, mein Amt one Nachteil zu vollstrecken und derhalben im ersten Jar da allenthalbenher vil guter armer Gesellen zulieffen u. an mich Versehung begerten, ich aber damals noch nit wissen mocht wohin u. wie vil man Kirchendiener nottürftig und welche unter denselben sich bekeren u. bleiben würden, manchen Gulden von dem Meinen ußgeben, damit die armen guten Männer so weit her gezogen u. nit versehen werden mochten unclagbar wären, sonderlich dieweil sie allweg an mich begerten inen bei hochbemeltem meinem gnedigen Fürsten u. Herrn säligen einen Zerpfenning zu erlangen und ich aber des weder Fug noch Statt haben mocht.

Und ist mir also für mein oben angezeigt groß Unruw Müeh u. Arbayt, die obgemelten vier Jar lang gehabt, über die obbestipt Achtzig Gulden Verehrung weiter weder Heller noch Pfenning gegeben worden. Dann wiewol in meinem Abschied uff mein damals beschehen unterthenig Supliciren mir zweyhundert Gulden uff Gretcingen geschickt, so wurd doch dabey geschriben, daß ich dieselben für mein Abfertigung haben und davon obgedachten Hannsen Hardern, dem von mein u. meines KKnechts wegen wochentlich als obsteht, zwen Gulden verordnet waren, auch bezahlen sollt, und fand sich aber an Rechnung, daß sollich zwey hundert Gulden eben gemeltem Harder gepürten, wölche ich ime auch gelassen u. nach hochgenannts meins gnedigen Fürsten u. Herrn säligen selbs eigener beschehner gnediger bewilligter Besoldung stand mir uff disen Tag noch unerstattet uffen 320 Gulden, wölche auch dieweil ich im Fürstenthum gewest durch die oben angezeigten meine Ußgaben u. in anderweg uff mich gangen sind u. ich von dem meinen eingebießt hab.

Ich sollt auch billich hierinnen gnediglich geniessen, daß ich auch ein Ordensmann im Fürstenthumb, namlich im Closter Alperspach geweßt u. nie keines Leibgedings begert hab, wie dann den andern allen so die Clöster vor u. nach Sr. F. Gn. Einkommen uff Gott verlassen, gnedige järliche Leibgeding widerfaren u. verschriben worden seind.

Und das alles wie oben erzelt, hab vor etlichen verschienenen Jaren, E. F. Gn. als die zu Costenntz geweßt, ich uff das kürtzest untertheniglich mundtlich bericht untertheniger Hoffnung, E. F. Gn. seye des noch gnediglich eingedenkh.

Und dieweil dann E. F. Gn. jetzo regiert u. Herr u. Lands Fürst ist, und die Pillichkeit hieriinnen selbs gnediglich wol ermessen kann, ich auch diser meiner ußsteenden Besoldung nottürftig bin, So bitt ich untertheniglich, E. F. Gn. wöllen aus fürstlicher Miltigkeit mir dieselben gnediglich widerfarn u. erstatten lassen. Das will umb dieselben E. F. Gn. ich untertheniglich verdienen u. pitt ein gnedig Antwurt.

E. F. G. untertheniger
Ambrosius Blaurer.

Quelle:
Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte Herausgegeben von dem K. Statistisch-Topographischen Buerau 1892

Calvin, Jean – An Herzog Christoph von Württemberg.

Widmung des Kommentars zu den kleinen Paulusbriefen.

Dass ich als ein dir Unbekannter, erlauchtester Fürst, es wage, diese meine Arbeit dir zu widmen, diese Tat des Vertrauens bedarf einiger Entschuldigung, damit sie nicht etwa als zu kühn verurteilt wird. Doch kann diese Entschuldigung ebenso kurz sein, als sie leicht und rasch zur Hand ist. Es war nämlich vor kurzem der treue und in mancherlei Erfahrungen bewährte Diener Christi Pierre Toussaint hier, dem du die Verwaltung der Kirche zu Montbeliard nach deines Vaters, des durchlauchtigsten Fürsten, Vorgang anvertraut hast. Der sprach so überaus rühmend von dir, dass mich ein solcher Preis deiner Tüchtigkeit zu der Äußerung veranlasste, ich hätte etwas in Händen, das ich bald veröffentlichen und gerne dir widmen würde, wenn ich wüsste, dass eine solche Huldigung dir nicht unlieb wäre. Da forderte er mich nicht nur dazu auf, es zu tun, sondern er gab mir fast das Versprechen, ich brauche nicht zu fürchten, dass meine Huldigung deine Billigung nicht finden könne. Nun weißt du, ausgezeichnetster Fürst, was mir Mut gab zu meinem Wagnis. Zwei Gründe aber hatte ich auch, die mich dazu trieben. Wenngleich du von dir aus schon ganz bereit und eifrig bist, fortzufahren auf dem rechten Wege, so dachte ich doch, es sei kein überflüssiges Anspornen, wenn ich dich namentlich einlüde zum Studium einer Lektüre, die dich nicht wenig bestärken kann. Denn diese Hilfe, die die meisten Fürsten heute entbehren, ist dir von Gott zu Teil geworden, dass du, von Kind auf wohl unterrichtet in der lateinischen Sprache, keine Mühe hast, gute, fromme Bücher zu lesen. Und wenn es je eine Zeit gab, da Trost aus der heiligen Schrift nötig war, so lässt das gegenwärtige Elend der Kirche, ja das noch größere und furchtbarere, das zu drohen scheint, selbst dem heldenhaftesten Herzen nicht andres übrig. Will also jemand unbesiegt bleiben bis zuletzt, so verlasse er sich ganz auf diese Stütze. Will jemand festen Schutz haben, so lerne er sich in dieses Asyl zu begeben. Nun wirst du, vortrefflichster Fürst, in den vier Briefen, die ich dir hier mit meiner Auslegung darbiete, viele Trostgründe finden, die für unsere Zeit passen, die ich jetzt hier nicht behandeln will, weil sie, jeder an seinem Ort, und dazu noch besser, hervortreten.

Ich komme zum zweiten Grund, der mich, wie gesagt, antrieb, dir mein Werk zu widmen. Nämlich, in dieser Verwirrung aller Verhältnisse, die die einen erschüttert, die andern ganz darnieder wirft, bist du in deinem Sinn wunderbar gleichmäßig und ruhig geblieben, und zugleich ungemein standhaft in allen Stürmen. So ist es nach meiner Meinung der ganzen Kirche von großem Nutzen, wenn in dir, wie in einem klaren Spiegel, allen ein Vorbild zur Nachahmung gezeigt wird. Denn obschon der Gottessohn allen den Seinigen das Gesetz gegeben hat, lieber unter seiner Kreuzesfahne zu streiten, als weltlich zu triumphieren, so findet man doch sehr wenige, die zu solchem Kriegsdienst bereit sind. Umso nötiger ist es, dass durch ein so seltenes Beispiel, wie man es an dir sieht, alle ermuntert werden und ihre Schwachheit überwinden lernen.

Über meine Kommentare will ich nur soviel sagen, dass vielleicht mehr in ihnen enthalten ist, als ich, ohne unbescheiden zu sein, sagen darf. Doch darüber bildest du dir besser dein Urteil selbst, wenn du sie liesest. Lebwohl, erlauchtester Fürst. Der Herr Jesus erhalte dich lange kräftig für dich und seine Kirche und leite dich mit seinem Geist.

Genf, 1. Februar 1548.