Luther, Martin – An Elisabeth Agricola in Eisleben.

13. November 1536

Meiner freundlichen lieben Gevatter Elsen, Magister Eislebin, der tugendsamen Frauen und sonderlichen Gonnerinne aller frommen Leuten.

Mein arm Paternoster, liebe Else, liebe Gevatter, auch fast mein liebe Tochter! Mein Herr Käthe läßt Dir sehr viel Guets sagen, und ist Dir ja von Herzen hold, denn sie Deiner Wohlthat nicht vergisset, und kann ich auch was darzu thun (als ich große Hoffnunge habe) daß du wieder zu uns anher gen Wittemberg kommest, das werde ich nicht lassen. Denn ich gedenke, Deinen Magister helfen anzubringen, so best ich kann, wie er Dir wohl wird sagen. Hiemit Gott befohlen, und gläubest, daß ichs mit Dir und den Deinen treulich meine, so weit mein Vermugen reicht. Gott helfe uns (wie er denn thuet) allen und hore unser Gebet. Amen.

Grußet mir auch von unseretwegen Deinen lieben Sohn und Tochter und Schwester.

Martinus Lutherus D.

Quelle:
Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
in beiden Originalsprachen
Herausgegeben von
J. K. Irmischer. Chr. S. Th. Elsperger, H. Schmid, H. Schmidt und E. C. Enders
Briefwechsel
Elfter Band.
Calw & Stuttgart.
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1907.

Luther, Martin – An Elisabeth, Agricola’s Eheweib

10. Juni 1527

Der ehrhaftigen und tugendsamen Frau Elisabeth Agricolä, Schulmeisterin zu Eisleben, meiner lieben Freundin.

Gnade und Friede, meine liebe Elsa! Ich hatte am nächsten Willen dir zu schreiben, aber Herr Matthes war weg, ehe ich’s mich versah: so acht‘ ich, dein Herr Magister sei auch wieder heimkommen, daß es, ob Gott will, besser mit dir sein wird. Du mußt aber nicht so kleinmüthig und zage sein, sondern denken, daß Christus nahe ist und hilft dir dein Uebel tragen. Denn er hat dich nicht so verlassen, als dir dein Fleisch und Blut eingibt. Allein rufe du nur mit Ernst von Herzen, so bist du gewiß, daß er dich erhöret, weil du weißt, daß es seine Art ist, helfen, stärken und trösten alle die, so sein begehren.

So sei nun getrost und denke, daß er selbst mehr und gar viel gelitten habe für dich, denn du immer leiden kannst, um seinet- und deinetwillen: so wollen wir auch bitten und bitten ernstlich, daß Gott dich in seinem Sohne Christus wolle annehmen und in solcher Schwachheit Leib und Seele stärken. Hiemit Gott befohlen, Amen. Grüße deinen Magister und alle die Deinen von aller unser wegen. Gegeben am Pfingstmontag, Anno 1527.

Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe an Frauen als Pfingstgabe für die deutsche protestantische Frauenwelt. zusammengestellt von Dr. K. Zimmermann Darmstadt Buchdruckerei von Heinrich Brill 1854