– – Über unsre kirchlichen Zustände kannst du vom Boten mündlich mehr erfahren, als ich in einem Briefe schreiben kann. Welche Niederlage der König von Frankreich unter Vernichtung seines Heeres erlitten hat, ist Euch wohl schon längst bekannt. Noch mehr Schaden tat ihm die kurz darauf erfolgte Eroberung einer sehr festen Stadt, namens St. Quentin; von dort ists keine Tagereise bis Noyon, und die ganze Gegend steht offen und ist den plündernden Feinden preisgegeben. Spricht das Gerücht wahr, so überlebe ich meine Vaterstadt bereits das zweite Mal. Der König soll, wie man sagt, nicht sehr erschrocken sein, sei es aus wirklicher Geistesgröße oder aus bloßer Gleichgültigkeit. – – –
Das schreibe ich, weil ich eben nichts zu tun habe, um von dir auch etwas herauszulocken. Lebwohl, hochberühmter, stets herzlich verehrter Mann. Der Herr sei mit dir; er leite, behüte und stärke dich bis ans Ende.
Genf, 7. September 1557.
Dein
Johannes Calvin.