Nr. 383 (C. R. – 1839)
Da Farel am 27. Oktober zur Hinrichtung Servets in Genf war, so hat ihn wohl dieser Brief unterwegs erreicht. Als durch die schweizerischen Gutachten die Sache Servets verloren war, suchten Perrin und seine Anhänger durch Nichterscheinen in den Ratssitzungen seine Verurteilung hinauszuschieben; doch wurden sie auf den 26. Oktober unter Hinweis auf ihren Eid eingeladen, und trotz Perrins Versuch, an den Rat der Zweihundert zu appellieren, Servet zum Feuertod verurteilt. Von Calvins Versuch, die Enthauptung dafür einzusetzen, melden die Akten nichts; es scheint also kein offizieller, sondern nur ein privater Versuch gewesen zu sein.
Lauter für Servet ungünstige Gutachten.
Sieh, hier erweise ich dir nun in gewisser Beziehung einen Gefallen. Statt einer rechten Epistel erhältst du nur ein Brieflein, das dir wenigstens nicht viel Zeit raubt. Der Bote ist aus der Schweiz zurückgekommen. Einmütig sprechen sich alle dahin aus, Servet habe die gottlosen Irrlehren, mit denen in früheren Zeiten Satan die Kirche verwirrte, wieder neu aufgebracht und sei ein nicht zu duldendes Ungeheuer. Die Basler mutig, die Zürcher am leidenschaftlichsten von allen; denn das Furchtbare seiner Gottlosigkeiten wird von ihnen sehr nachdrücklich betont, und sie mahnen unsern Rat zur Strenge. Die Schaffhauser pflichten ihnen bei. Dem Brief der Berner liegt auch ein Schreiben ihres Rates bei, das die Unsern nicht wenig angespornt hat. Unser Komödien-Cäsar kam, nachdem er sich drei Tage krank gestellt, doch aufs Rathaus, um den Frevler von der Strafe frei zu machen; er schämte sich nicht, zu bitten, der Prozess solle für die Zweihundert kommen. Doch erfolgte ohne Diskussion die Verurteilung. Morgen wird er zur Hinrichtung geführt. Die Art der Todesstrafe suchten wir zu ändern, doch umsonst. Weshalb wir nichts erreichten, das verschiebe ich aufs mündliche Erzählen. Lebwohl, bester Bruder und trefflicher Diener Christi. Der Herr behüte und leite dich stets. Allen Freunden viele Grüße, die Unsern erwidern deine Grüße.
Genf, 26. Oktober 1553.