Auf dem Reichstag zu Speyer hatten die deutschen Protestanten ihre Hilfe im Krieg gegen Frankreich zugesagt, und das Heer, mit dem der Kaiser in Frankreich einfiel, war zum großen Teil protestantisch.
Von der Stellung der deutschen Evangelischen im Krieg gegen Frankreich.
Die Nachricht von den Kriegsrüstungen des Franzosen, die du von mir wünschtest, wirst du, glaube ich, jetzt gar nicht mehr nötig haben. Denn du siehst ja die Schweizer ihm zulaufen, und jedenfalls ist jetzt auch in Basel allgemein bekannt, was er für Pläne hat. In der Champagne ist ein Städtlein, Chatillon geheißen. Dorthin zieht er seine Truppen zusammen, um dort zu warten, bis der Kaiser heranrückt. Dabei hat er aber genügend starke Besatzungen in den irgendwie festen Städten. Schätzt man die Kräfte der beiden Gegner ab, so schwebt das französische Reich in großer Gefahr. Doch steht der Ausgang in Gottes Hand.
Wie jetzt die Weltlage ist, müssen wir alle wünschen, dass dem allzu ungestümen Mut des Kaisers Einhalt getan werde. Denn wenn es Frankreich ernstlich schlimm geht, so wird das, glaube es mir, auch über uns hereinbrechen. Denn ist Frankreich gebrochen und unterworfen, so ist gewisser als gewiss, dass dann der Kaiser seine siegreichen Waffen gegen uns [Evangelische] kehren wird. Kommt es aber zu irgendeinem Ausgleich, so wird der König, fürchte ich, die evangelischen Deutschen ganz der Raubgier des Kaisers preisgeben, um das Unrecht zu rächen, das sie ihm getan haben. Und wer will leugnen, dass er dabei Recht hätte? Gott hat sicher an dem Tag unsere [Glaubensgenossen in Deutschland] verblendet, sich selbst in ihren Untergang zu stürzen, als sie sich mit dem Kaiser verbündeten zur Vernichtung Frankreichs, das doch bisher das Bollwerk ihrer Freiheit und ihres Wohlergehens war. So müssen wir denn, als in einer ganz verzweifelten Lage, lernen, auf den Herrn zu schauen.
Da du mein Büchlein [an den Kaiser] nicht gern entbehrst, schicke ich dir eins. Lebwohl, bester Mann und trefflichster Bruder. Der Herr behüte dich samt Eurer Kirche und allen deinen Kollegen, die ich in meinem und unsrer aller Namen zu grüßen bitte.
Genf, 24. Juni 1544.
Dein Johannes Calvin.