„Meine Frau brauch ich euch nicht erst zu empfehlen; sie rühmt in allen ihren Briefen eure Dienstwilligkeit; doch empfehle ich euch meine auch sonst genug empfohlene Wittwe. Sag der lieben Hausfrau, mich verlang so sehr zu ihr, daß ich doch einmal viel Ding mit ihr redete. Ich werd wohl halb vergessen, wo verzeicht, ehe ich komme; entbittet Gott treulich für mich. Ihr könnet euch leicht vorstellen, wie unbequem und unglücklich ich mich hier fühle. Ich lebe als ein Fremder. Stets neue Sorgen für die Kirchen nehmen mich in Anspruch. Vieles möchte ich ungeschehen, Anderes anders haben, und doch gelte ich Unschuldiger als der Schuldige für Alles. Die Kirchenvisitation, deren Beendigung mir vielleicht die Rückkehr zu euch gestattet, wird so oft ausgesetzt, daß sie wohl, wenn es so fortgeht, vor vollen zwei Jahren nicht zum Abschluß kommen dürfte. Unterdessen bin ich eures Anblicks und des Zusammenlebens mit euch und allen meinen Lieben, insbesondere mit meiner allerliebsten Frau beraubt, beraubt bin ich auch meiner Studien, beraubt auch aller der Dinge, welche dieses elende Leben erträglich machen und das Gefühl jener Leiden mildern könnten. Und was das Schlimmste ist, ich finde keine Gründe mich loszumachen, außer solchen, welche der Herzog gar nicht oder nur wenig gelten läßt. Doch sage ich dieses nur dir, denn ich möchte nicht, daß meine Frau von diesem Verzug erfahre; vielmehr soll sie durch die Hoffnung auf meine baldige Heimkehr aufrecht erhalten werden. Und vielleicht führt der Herr ja eine unerwartete Gelegenheit herbei, die mir die Rückkehr zu euch gestattet.“