Rath von Eßlingen an Luther

Gnad und Fried durch Christum, unsern einigen Heiland, von Gott, sampt Erbietung unserer freundlichen, gutwilligen Diensten zuvor. Wirdiger, hochgelahrter, insonders gunstiger, lieber Herr und getreuer Vater! Als die Ehrsamen, unsere lieben Freund, der Stadt Augspurg den hochgelahrten und ehrsamen Gereon, der Aerznei Doctorn, und Caspar Hubern mit etwas treffenlicher und anliegender Werbung zu Eur Wirdin abgefertigt, hat der gemeldt Herr Gereon Doctor, als er heraus reisen, bei uns wieder ankommen, uns aller geubten Handlung mit bestem Fleiß bericht und darneben zu erkennen geben, mit was herzlicher Erfreuung die gedachten Gesandten von Euer Wirden angehort, daß sich auch Euer Wirdin gunstlichen erboten, daß an derselben kein Mangel sein solle, besonder mit allem Willen und Vermugen geneigt seie, die angenommene Lieb und Einigkeit gegen uns und allen andern oberländischen Städten, so das heilig Gottes Wort angenommen, zu stärken und zu erhalten, das wir, dem allmächtigen Gott sei Lob und Dank in Ewigkeit gesagt, mit sondern und großen Freuden angehort; bitten also Euer Wirdin mit sonderm hohem Fleiß, die wolle uns nit weniger, dann unsere liebe Freund der Stadt Augspurg fur arme und christenliche Bruder im Herrn auf- und annehmen und also in gonstigem und väterlichem Befehlich haben und halten; wollen wir uns mit gottlicher Hilf neben unserm christenlichen Prädicanten und Vorsteher gottlicher Wahrheit nach dem reinen klaren Gottes Wort und Befehlich als fromme Christen mit Vermeidung allerlei ärgerlicher Secten also halten, erzeigen und in dem angefangen Gotts Werk furschreiten, damit die Gottes Ehr gefordert, sein heiliger Nam gepreist und sein gottliche Wahrheit erweitert und zu unserer aller Seelenheil dienlichen sein, auch Euer Wirdin als unser getreuer Vater ein sonders Wohlgefallen empfahen sollen, uns hieneben in Euer getreu und christlich Gebet befelhende. Datum Dornstags den 19. Tag Augusti Anno 1535.

Burgermeister und Rath zu Eßlingen.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von
Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Zehnter Band.
Briefe vom Februar 1534 bis Juli 1536
Calw & Stuttgart.
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903