Brenz an den Rath zu Hall.

Erbar Weiss Günstig, und liben Herrn. Ich hab den Inhallt des schrifftlichen begerens, von einem Erbarn und Weissen Radt zu Heilbrun an E. E. W. gethon, von den verordneten Stetmeistern und andern meinen günstigen herrn gehorsamlich vernommen. gib hierauff E. E. W. dise meine meinung zuerkennen, nemlich das Ich mir eins Erbarn Radts zu Heilbrun Christlich gmüet und gottlichen eyffer, so Ir weissheit zur fürderung des heiligen Evangelions tregt, sonderlich wolgefallen lass. Unser Herr gott wölle sein gnad Irer Weyssheit verleyhen, das solcher eyffer durch gschickt, billich, ordenlich und göttlich mittell volnstreckt werde. Und wie woll Ich als ein ungeschickter einem Erbarn Radt zu Heilbrun gehorsamlich zudienen und zuwilfaren, so es sich fugen wöllt, gantz willig und gneigt were, So bedenck Ich doch, das diser fürgenommener handell durch kein disputacion füglich und der kyrchen besserlich volnstreckt mög werden. Dann wo man erschüsslich will disputieren, da muss man ein Richter oder Obman haben, darin beid parthey verwilligen. Ob aber die Münch und jr anhang in einen Erbarn Radt und gemein zu Heilbrun als in die Richter und obmenner verwilligen werden, besorg Ich, es werde langsam gescheen. Darzu weiss ich kein disputacion, so in der Evangelische sach gescheen, daruss sonderlicher nutz erfolgt sey. Man hatt woll ettlich disputacion in Schweitz gehallten, ob aber die leut daselbst durch disputacion oder durch fürwitz der newerung zum Evangelio beredt seyen worden, das erscheint sich yetz in der thatt. Auch ist das die gwisse erfarung, das man die warheit durch Zancken, welches dann in einer offenlichen disputacion nit undterbleiben kan, mehr verleurt dann findet. Und were ye etwas mit disputiern ausszurichten, so wurde freilich dasselb mittell zu Augspurg auff dem Reichstag auch versucht sein worden. Darneben hab Ich vernommen, das ein Erbar Radt zu Heilbrun sonst mehr predicanten bschriben hab, und meins erachtens ettlich Zwinglianer. Wo nun dem also were, das auch Zwinglianisch prediger gen heilbrun berufft sollten werden, So wurde es mir nit gebüren, mich den selben anhengig zu machen.

Ja wider die Zwinglianer und wider die Baepstler entsetz Ich mich gentzlich nicht durch gottes hilff zu disputieren, Ich entsetze aber mich vor einem unzeitigen unordenlichen fürnemen. Dann es bedunckt mich ungereympt sein, das Lutherisch und Zwinglisch, wie man sie nent, samptlich miteinander wider die baebstlichen gestellt sollten werden. Es mag villeicht die disputacion nicht vom Sacrament werden, Aber die Lutherischen und Zwinglischen seyen nit allein im Sacrament, sonder auch sonst in vill stücken widereinander. So ist der Zwinglianer Sacramentisch meinung jr gröste und fürnembste Ursach einer, darmit sie die Baepstisch Mess stürmen. Sollt nun die selb ursach in der disputacion auff die ban kommen, wie onzweiffell die widerparthey erregen wurde, so were es mir gantz ungebürlich zu schweigen. Also wurde sich hiemit under uns selbs ein Zanck erheben, das dann menniglich ein spott und sonderlich den Baebstischen ein grosse freud bringen wurde. So bedenck Ich, ein Erbar Radt zu Heilbrun, der do well, Christlich und löblich der rechten leer vom Sacrament zu Augspurg in der Confession underschriben hatt, werde selbs auss sonderlicher fürsichtigkeit wollt betrachten könden, das die sambtlich versamlung der Lutherischen und Zwinglianer diser gstallt bey andern Christlichen Stenden darfür verargwonet und gezeelet wurde, als ob E. E. W. auss dero erlaubnuss Ich geschickt wurde, auch ein Erbar Radt zu Heilbrun sich mit den Zwinglianer verglichen, das dann auch meiner person als der geringsten nachteilig were. Und entlich, nachdem das göttlich gsatz spricht: Man solle nicht ackern zugleich mit einem ochsen und esell, Und unser Herr gott nicht hatt wöllen leiden, das der könig Amasia in Juda mit hilff des volcks im konigreich Israel wider seine feind streite; Auch haben die Juden, so auss Babilonischer gfengknuss kamen, nicht wöllen sampt den Samaritanen den tempell auffbawen, So will es mir vill weniger gebüren, das Ich mich zu den Zwinglianer, bey welchen gott nicht ist, begebe und mit jrer hülff wider die feind streite oder die kyrchen auffbawen helffe. Yedoch so ich verstendigt, das kein Zwinglianer alda sei oder anckommen werde, und mir von E. E. W. wo das füglich gesein erlaubt, bin ich geneigt, mich jres bevelchs und der gepur zuerzeigen. Das wellt Ich E. E. W. gehorsamen meinung nicht verhallten.
E. E. W. undertheniger und gehorsamer Johan brentz prediger.