Bucer Martin an Ambrosius Blarer

Auch ich fürchtete für Zwingli, Das Evangelium siegt durch das Kreuz. Man täuscht sich, wenn man eine Rettung Israels durch äußere Mittel mit Ungestüm erwartet und durch die Waffen beschleunigen will. Große Gefahren machen zwar Alle gleich und entkleiden einen Jeden seines besonderen Charakters; deshalb ich das Schauspiel eines bewaffneten Bischofs nicht für so unwürdig erachte, wenn auf einen Befehl Gottes der Krieg begonnen worden und es bis zum Aeußersten gekommen ist. Ich befürchte aber, daß diese Sache diesmal ohne den Willen des Herrn angefangen wurde, und es beunruhigt mich sehr, daß unser Zwingli nicht allein den Krieg angerathen, sondern mit Unrecht aufgedrungen hat, wie es ganz den Anschein hat, wenn wir recht berichtet sind. Ich glaube, daß die Waffen das Letzte sein sollen, wozu Christen ihre Zuflucht nehmen dürfen. So wünschte ich, daß man durch alle Zugeständnisse, die ohne Verlegung der Ehre Gottes möglich sind, den Frieden aufrecht erhalten hätte. Die V Orte haben zwar, ich gestehe es, eine Züchtigung durch den Krieg verdient, das konnte jedoch nicht die Aufgabe Derjenigen sein, welche so Manches an sich selber zu strafen versäumten und durch keinen besonderen Befehl Gottes dazu angetrieben waren. Man darf auch das Ungewöhnliche nicht leichtsinnig wagen, das heilige Männer zu ihrem Ruhm gethan haben. Das göttliche Wort lehrt, daß wir alle Beleidigungen ertragen sollen und nur Diejenigen richten dürfen, die Gott in unsere Hand gegeben hat. Darüber hinausgehen ist löblich, wenn ein ausdrücklicher Befehl des Herrn vorliegt; fehlt aber letzterer, so heißt es seiner Ordnung widerstehen und das Schwert, wodurch man selbst umkommt, zur Hand nehmen. Wann werden wir aber in so zweifelhaften Dingen Gewißheit erlangen, die wir in unseren Gebeten so schwach sind? welche verderbliche Kälte liegt in diesen Tagen auf den Herzen der Unsrigen!.