Martin Bucer an Margaretha Blaurer

Die Gnad Gottes, christliche, recht liebe jungfraw und schwester. Wyr sind schlachtschaf und der welt schabab.((Schabab = Abschabsel, Kehricht.)) Darumb dörffen wyr uns nit so hoch wundern, daß wyr geschlachtet und geschendet werden, wiewol auch schäfflin und yedermans schabab nit so kriegerisch syn sollten, Gott hyeße es denn eygentlich. Nun ist der fehl nit alleyn by denen so ligen, sonder auch by uns und filicht meer by uns; derhalb sollen wyr uns alles lossen zur besserung ursach syn und anleytung zu warer bußfertigkeyt. Gott wirdt und kann uns nit lossen, ließen wyr nur yn nit. Ja er wirdt, dieweyl ers angefangen, uns das auch geben, daß wyr yn nit lossen. Was wöllen wyr mee? Gott mit uns und wyr Gottes kinder. Sterben ist genesen, leben ist hoffnung … Wyr müssen uns warlich nach solichem verlust nahe zusamenthun. Haben wir je gearbeytet, jetzt wurdt es zeyt werden. Ich hoff, der Herr wölle noch weyter unserer buß erwarten, er gebe, daß er nit vergebens warte.