Luther, Martin – An den Bürgermeister und Rath der Stadt Revel in Liffland

Den ehrsamen und weisen Burgermeister und Rath der Stadt Revel in Liffland, meinen gonstigen Herrn und Freunden.

Gnad und Fried in Christo. Ehrsamen, weisen, lieben Herrn! Auf eur Begehr hab ich mit Magister Henrico Hamel handeln lassen, aber er wegert sich solchs Ampts sehr hochlich, und meinen auch etliche, er sei zu solchem ampt noch nicht gnugsam erwachsen noch geubt oder versucht, derhalben er E. W. freundlich dankt. So hab ich auch mich umb einen andern umbgesehen, aber itzt bei uns keinen funden dazu tuchtig; versehe mich aber, es sollen etliche anherkommen. Wo es denn E. W. gefällt, will ich meinen Fleiß gern dazu thun. Es wäre aber wohl noth und gut, daß eur Stadt etliiche Gesellen im Studio hätten, und sonderlich hab ich diesen Joachim dazu vermahnet, damit ihr selbs eigene Personen hättet. Also hat er mich gebeten, ich wollt E. W. drumb schreiben und verbitten, daß E. W. wollten ihn hie drei Jahr im Studio halten und verlegen, weil an seine Statt wohl ein ander vorhanden. Demnach bitt ich, E. W. wollte ansehen dieser Zeit Gelegenheit, wie der Personen allenthalben wenig sind, der man doch nicht gerathen kann, und helfen Gottes Reich und Lob mehren, als ich mich zu E. W. trostlich versehe. Ich dank auch fur das Mardern-Geschenk freundlich. Hiemit Gott befolhen, der sein Werk, in euch angefangen, gnädiglich erhalte und reichlich stärke, Amen. 3. Mai 1531

Martinus Luther.

Eingelegter Zettel.

Es ist auch einer hie, Matthäus Roesken, zuvor eur Stadt Prediger gewest, der wäre auch gut in eur Land, begehrt aber eine Hulfe zum Studio. Das befehl ich euch.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903