Wittenberg, 12. März 1530
Dem Gestrengen und Festen Joseph Levin Metzsch zu Mile, meinem günstigen, guten Herrn und Freunde.
Gnad und Fried in Christo, gestrenger, fester, lieber Herr und Freund. Daß euch bewegt, ob Geldschuld, so auf Erben von Aeltern gelassen wird, auch ein Kreuz sei, von Gott aufgelegt, kunnt ihr wohl denken, daß alle Staupe, damit Gott seine Kinder stäußt, etwas des heiligen Kreuzes sind. Weil denn Schuld, oder Durft, oder Armuth nicht eine geringe Staupe, der sie nicht zu tragen weiß, ists ohn Zweifel auch ein merklich Partikel vom heiligen Kreuz bei Kindern Gottes, die es tragen und gebrauchen können. Es soll aber (wie all ander Staupe des lieben Vaters) das Gewissen nicht schrecken, als eine ernste Ungnade, sondern trosten und stärken, als ein väterliche Ruthe oder Fuchsschwanz. Denn obgleich jemand muthwillig oder aus Unacht in solche Schuld kömpt, oder mit Unschuld erbet, so ists doch also bei Gott beschlossen, und solche Ruthe gebunden durch dieselbige Unacht und Muthwillen. Hiemit Gott befohlen, Amen. Den 12. Mart. 1530.
Martinus Luther
Deutsche Luther-Briefe
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J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
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o. Jahr