Luther und Melanchthon an den Rat von Coburg 25.12.1529

Dem Ehrbaren und Weisen Burgermeister und Rath der Stadt Coburg, unsern günstigen Herrn und Freunden.

Unsere freundliche Dienste zuvor. Ehrbare, Weise, günstige Herren und Freunde. Wir haben Wolfgang Höfler eur Meinung, die Schul belangend, angezeiget, darinnen er euern freundlichen Willen gegen ihm vermerket, und uns gebethen, wir wollen euch, wie sich gebühret, von seine wegen fleißig danken, und folgende Meinung zuschreiben, daß er geneigt sei, die Schul zu Coburg anzunehmen, und sich derhalben förderlich nach Ausgang des jetzigen Leipziger Markts aufmachen, hinaus zu ziehen. Dieweil ihr aber in eurer Schrift anhänget: so er lieber wolle länger hie studiren, sollte euch nicht entgegen seyn, dasselbige will er zu euch als seinen Herrn und Fürderern ganz gestellt haben; denn wiewohl er geneigt sey, die Schul anzunehmen, so wolle er sich doch gegen euch zu allem Gehorsam erzeigen, und so es euer Bedenken seyn würde, daß er länger allhie studiren sollte, und ihr ihm eine gewisse Zeit und Studium bestimmt, will er sich gehorsamlich halten, und euch folgen. Von diesem allen werdet ihr ihm euer Gemüth, so er mit Gottes Hülf hinaus kommt, anzeigen. Euch freundlich zu dienen sind wir allezeit willig. Gott bewahr euch. Datum auf den Tag Natalis Domini 1530.

Martinus Luther
Philippus Melanchthon

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen 1
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1834