21.1.1528
Dem durchleuchtigsten, hochgebornen Fursten und Herrn, Herrn Johanns Herzog zu Sachsen und Kurfürsten, Landgrafen in Duringen und Marggrafen zu Meissen, meinem gnädigsten Herrn.
Gnad und Friede in Christo. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! In dem Fall, so Hans Muller von Almerode betrifft, hab ich zwar mein Meinung und Urtheil in der Unterricht angezeigt, wie ich gerne drin zweifeln wollte. Aber ich kann doch dawider nicht grundlich schließen, das unser Pfarrherr hält, nämlich daß die Frau schuldig ist, dem ersten Mann zu folgen, wlechs rechte Weib sie auch fur Gott ist aus Kraft des ersten Verlobniß; der ander Mann ist betrogen und mag das Kindlein behalten. Und mich auch bewegt, so man die ersten Gelubde also sollte lassen zureißen, wurde zuletzt kein Ehe fest und gewiß bleiben, da ein iglichs so oft es wollte, sich anderweit verlobete und das erste Gemalh ließe. So mag Hans Muller nu mit seiner Braut heimfuhren, so er sie begehrt rc.
Hiemit Gott befolhen, Amen. Dienstags nach Fabiani 1528.
E. kf. G. unterthäniger
Martinus Luther
Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Sechster Band.
Briefe vom Januar 1527 – Oktober 1528
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1895